Die Morgensonne tanzt auf dem türkisen Wasser, während unsere Fähre im Hafen von Isla Taboga anlegt. Nur 30 Minuten von Panama Citys Wolkenkratzern entfernt finde ich mich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Die kleine Insel mit gerade einmal 1.800 Einwohnern empfängt jährlich über 50.000 Besucher – und doch kennen selbst viele Panama-Reisende diesen versteckten Schatz nicht. Von oben betrachtet hat die „Insel der Blumen“ eine prägnante Zwei-Hügel-Silhouette, die schon von weitem sichtbar ist.
Die 30-Minuten-Paradox-Insel: So nah und doch so unbekannt
Das erste, was mich überrascht: Während unser Boot im kleinen Hafen festmacht, sind keine Touristenmassen zu sehen. Trotz der kurzen Fährfahrt vom belebten Amador Causeway in Panama City scheinen nur wenige den Weg hierher zu finden – besonders jetzt zum Beginn der Regenzeit.
„Wir leben von Besuchern, aber wir sind kein Massentourismusziel“, erklärt mir ein älterer Fischer, während er sein Netz flickt. Der Hauptunterschied zu Isla Coiba, Panamas bekannterer Insel, liegt auf der Hand: Taboga ist ohne komplizierte Genehmigungen zugänglich und bietet dennoch eine ähnlich unberührte Natur.
Ich schlendere durch San Pedro, dem einzigen Dorf der Insel. Die Hauptstraße führt an bunten Kolonialgebäuden vorbei bis zur Kirche San Pedro aus dem Jahr 1524 – einer der ältesten Kirchen der westlichen Hemisphäre. Während ich die 270 Meter zum Cerro de la Cruz hinaufsteige, wird der Kontrast noch deutlicher: Vor mir das glitzernde Meer, hinter mir die Silhouette der Hauptstadt.
„Morgens kommen die Boote, abends fahren sie zurück. Zwischen den Fähren gehört die Insel wieder uns. In der Regenzeit ist es noch besser – dann blüht alles und wir haben unsere Ruhe.“
Die vulkanische Insel verdankt ihren Spitznamen „Isla de las Flores“ der explosiven Blütenpracht, die besonders zur Regenzeit zwischen Juni und November das Eiland überzieht. Ähnlich wie bei den versteckten Stränden auf Tobago, bietet Isla Taboga naturbelassene Buchten wie Playa Honda und Playa Restinga.
Warum Naturliebhaber die „falsche“ Saison 2025 bevorzugen
Anders als viele denken, ist die beginnende Regenzeit ab Juni 2025 ideal für einen Besuch. Die entspannte Atmosphäre erinnert an die perfekte Ruhe indischer Blue-Flag-Strände. Mit 60% weniger Besuchern als in der Hochsaison haben Sie die Strände fast für sich allein.
Die tropischen Regenschauer dauern selten länger als eine Stunde und hinterlassen eine frische, duftende Insel. Die Vogelbeobachtung wird jetzt zum Highlight – braune Pelikane und Tölpel nisten an den Küsten. Während andere Inseln auf Meeressäuger setzen, konzentriert sich Taboga auf den Schutz seiner Vogelkolonien.
Die Wanderwege zum Cerro Vigía und Cerro de la Cruz sind nach einem leichten Regenschauer besonders attraktiv: Die Vegetation leuchtet in satten Grüntönen, und die Ausblicke auf die Skyline von Panama City wirken durch die gereinigte Luft noch spektakulärer.
Im Gegensatz zu hurrikanbetroffenen karibischen Gebieten liegt Taboga in einer ruhigeren Wetterzone. Nachhaltiger Tourismus steht hier im Fokus – seit 2025 haben mehrere Eco-Lodges eröffnet, die Regenwasser sammeln und lokale Produkte anbieten.
Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen
Für den perfekten Besuch nehmen Sie die erste Fähre um 8:30 Uhr vom Amador Causeway. Beachten Sie, dass die letzte Rückfahrt um 16:00 Uhr ablegt – verpassen Sie diese nicht, oder Sie übernachten ungeplant auf der Insel. Werktage sind deutlich ruhiger als Wochenenden.
Nehmen Sie ausreichend Bargeld mit – Kreditkarten werden nicht überall akzeptiert. In den kleinen Strandbars sollten Sie unbedingt die Piña Coladas mit Taboga-Twist probieren, zubereitet mit frischen Früchten und lokalem Rum.
Bei Ebbe entsteht eine natürliche Sandbrücke zwischen Playa Restinga und dem Felsinselchen El Morro – ein spektakuläres Fotomotiv und perfekt für Muschelsammler. Ähnlich wie abgelegene griechische Inseldörfer hat auch Taboga ein Gleichgewicht zwischen Tradition und Tourismus gefunden.
Während unsere Fähre zur Rückfahrt ablegt, denke ich an die Worte meiner Tochter Emma, die immer sagt, dass die besten Orte wie Geheimnisse sind – nicht zu versteckt, um sie zu finden, aber versteckt genug, um sie wertzuschätzen. Taboga ist wie eine gut gehütete Passage zwischen zwei Welten – dem geschäftigen Panama City und einer Insel, die noch im eigenen Rhythmus lebt. Genau diese Balance macht sie zum perfekten Versteck für 2025.