Weniger bekannt als der Moselsteig wandern 2025 bereits 35% mehr Besucher diesen 320 Kilometer Rheinsteig

Ein Nebelvorhang teilt sich am Aussichtspunkt Rheinhelden, als ich den Rheinsteig erreiche. Der 320 Kilometer lange Premiumwanderweg wird 2025 sein 20-jähriges Jubiläum feiern – genau am 26. September. Unter mir schlängelt sich der Rhein durch das UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal, während in der Ferne die Loreley-Klippe die Morgensonne einfängt. „Jetzt kommen Sie noch rechtzeitig“, flüstert mir der Wanderführer zu, „bevor die Welt dieses deutsche Juwel entdeckt.“

Mein Fuß stößt an einen losen Stein, der über 9.600 Höhenmeter hinweg auf Wanderer wartet. Dieser erstaunliche Höhenunterschied übertrifft sogar einige Alpenrouten, versteckt in einer Region, die man eher mit Weingütern als mit Bergsteigen verbindet.

Der Rheinsteig: 9.600 Höhenmeter und ein UNESCO-Geheimnis

Mit 21 Etappen zwischen Bonn und Wiesbaden bietet der Rheinsteig etwas, das selbst erfahrene Wanderer überrascht. Die Strecke überwindet auf ihren anspruchsvollsten Teilstücken bis zu 590 Höhenmeter pro Tag – mehr als viele berühmtere europäische Wanderwege.

Während ich die schmale Passage zum Blaubachtal hinabsteige, wird mir klar, warum dieser Weg noch als Insidertipp gilt. Anders als der französische Chemin de Stevenson mit seinen steilen Anstiegen, kombiniert der Rheinsteig extreme Wanderherausforderungen mit kultureller Tiefe.

„Man kann hier 36 Burgen und Schlösser entdecken, viele davon fernab der üblichen Touristenrouten“, erklärt mir Sarah, meine Fotografin und Ehefrau, während sie die mittelalterliche Marksburg im Morgenlicht einfängt. Die Burg thront seit dem 13. Jahrhundert uneinnehmbar über dem Rhein – eine von vielen historischen Perlen.

Ein kulturelles Versteck: Was den Rheinsteig einzigartig macht

Am Horizont tauchen die Weinberge des Rheingaus auf, wo Riesling-Reben an steilen Hängen wachsen. Diese Region ähnelt mit ihren Sonnenterrassen dem Elsass, doch anders als die elsässischen Weinstädte bleiben die Rheingau-Dörfer vom Massentourismus verschont.

„Hier trinken Sie Ihren Wein noch mit dem Winzer zusammen, nicht mit hundert anderen Touristen. Dasselbe gilt für die Wanderwege – Sie können stundenlang wandern und begegnen nur Einheimischen.“

Im Vergleich zum überlaufenen Moselsteig bietet der Rheinsteig noch echte Einsamkeit. Bei Sonnenaufgang am Loreleyfelsen stehe ich oft allein, während unten Kreuzfahrtschiffe vorbeiziehen – ein surrealer Kontrast.

Die Region bewahrt ihre Authentizität auch durch lebendige Traditionen. Im Gegensatz zu den benachbarten rheinhessischen Dörfern mit ihren Kulturdenkmälern konzentriert sich der Rheinsteig auf naturbelassene Schönheit kombiniert mit lebendiger Weinkultur.

2025: Das Jubiläumsjahr, das alles verändern wird

Die Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen am 26. September 2025 mit einer Sonderwanderung, die limitierte Plätze bietet. Lokale Tourismusbehörden erwarten einen Anstieg der Besucherzahlen um 35% in den kommenden zwei Jahren – ein Wendepunkt für diesen bisher unentdeckten Weg.

„Wir stehen an einem Scheideweg“, erklärt mir der Wanderführer in Rüdesheim. „Die Jubiläumsveranstaltungen werden internationale Aufmerksamkeit auf uns lenken. Wer den authentischen Rheinsteig erleben will, sollte nicht zu lange warten.“

Für die beste Erfahrung empfehle ich, am frühen Morgen zu starten, besonders auf der Etappe Kaub–St. Goarshausen mit ihren 21 Kilometern und spektakulären 1.500 Höhenmetern. Hier ist der Weg am anspruchsvollsten – und am schönsten.

Was Reiseführer verschweigen: Die besten Abschnitte ohne Massen

Den Rheinsteig kann man auch in einzelnen Etappen erkunden. Besonders empfehlenswert ist die Strecke durch die Burgruine Sayn bei Bendorf – ein verstecktes Juwel, das selbst unter Deutschen wenig bekannt ist.

Parken Sie kostenlos am Schwanenteich-Stausee und wandern Sie morgens zur Burg hinauf. Von dort führt ein schmaler Pfad durch dichte Wälder zu Aussichtspunkten, die in keinem Reiseführer stehen.

Während meine siebenjährige Tochter Emma auf den Stufen der Burgruine sitzt und Ritter zeichnet, denke ich darüber nach, wie dieser Weg die perfekte Balance zwischen Herausforderung und Kultur verkörpert. Wie die Rheinländer sagen würden: „Et kütt wie et kütt“ – es kommt, wie es kommt.

Der Rheinsteig ist wie ein gut gereifter Riesling – komplex, mit verborgenen Noten und am besten genossen, bevor alle davon erfahren. Mit dem Jubiläumsjahr 2025 wird sich das bald ändern. Die Zeit, dieses UNESCO-Juwel zu entdecken, ist jetzt.