Was nur die 763 Einwohner von Mörstadt ihren engsten Freunden über das diesjährige Woogfest verraten, ist ein wahres Schatzkästchen rheinhessischer Tradition. Dieses kleine Dorf, das sich zwischen sanften Weinbergen und üppigen Wasserquellen versteckt, bewahrt ein 516 Jahre altes Erbe, das jedes Jahr Anfang Juli zum Leben erwacht.
Ein historischer Teich als Herzstück des Dorfes
Der Mörstadter Woog, ein künstlicher Teich aus dem Jahr 1509, ist nicht nur eine idyllische Wasserfläche, sondern das pulsierende Zentrum des Dorfs. Ursprünglich als Fischzucht und Löschwasserreservoir angelegt, hat sich der Woog zu einem Ort der Begegnung und Festlichkeit entwickelt. Die Einheimischen flüstern, dass der Teich in mondlosen Nächten noch immer von Nixen und Geistern heimgesucht wird – ein Geheimnis, das sie nur zögerlich mit Außenstehenden teilen.
Woogfest 2025: Ein Fest der Sinne
Vom 4. bis 6. Juli 2025 verwandelt sich das beschauliche Mörstadt in einen brodelnden Kessel der Lebensfreude. Die Interessengemeinschaft Mörstadter Winzer öffnet ihre Pforten von 11 Uhr morgens bis 22 Uhr abends und lädt zu einer Verkostungsreise durch die besten Tropfen der Region ein. Am Ufer des Woogs reihen sich Weinstände aneinander, wo Besucher die Kunst der Weinherstellung hautnah erleben können.
Kulinarische Schätze und verborgene Rezepte
Was wäre ein rheinhessisches Fest ohne seine berühmten „Dampnudele“? Diese luftigen Hefeklöße, oft in Weinbratensoße serviert, sind ein gut gehütetes Familiengeheimnis. Jede Mörstadter Familie hat ihre eigene Variante des Rezepts, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Eingeweihte wissen: Die besten Dampnudele findet man nicht auf dem Festplatz, sondern in den privaten Küchen der Einheimischen.
Insider-Tipp für Genießer
Wer das Glück hat, von einem Mörstadter zum Essen eingeladen zu werden, sollte die Gelegenheit nicht verpassen, nach dem Rezept für „Handkäs mit Musik“ zu fragen – eine regionale Spezialität, die perfekt zum Wein passt und deren Zubereitung ein weiteres wohlgehütetes Geheimnis ist.
Ein Dorf zwischen Tradition und Moderne
Während das Woogfest die Tradition feiert, zeigt sich Mörstadt auch von seiner modernen Seite. Die spätgotische St. Peter-Kirche mit ihrer Stumm-Orgel von 1786 öffnet während des Festes ihre Pforten für Besucher. Ein faszinierender Kontrast zur lebendigen Festmeile am Woog, der die Vielseitigkeit dieses kleinen Ortes unterstreicht.
Für Radfahrer gibt es einen besonderen Tipp: Die 15 Kilometer lange Strecke von Worms nach Mörstadt führt durch malerische Landschaften und ist Teil der beliebten „Hiwwel-Route“. Ein Abstecher in die nahegelegene 3.039-Einwohner-Gemeinde mit römischer Villa lohnt sich für Geschichtsinteressierte besonders.
Die verborgene Seele von Mörstadt
Was die Mörstadter nur ungern preisgeben: Das wahre Herz des Dorfes schlägt nicht nur während des Woogfestes, sondern das ganze Jahr über. In den engen Gassen und historischen Gebäuden verbirgt sich eine Gemeinschaft, die ihre Traditionen mit Stolz und Hingabe pflegt. Ähnlich wie in Mayschoss mit seiner 765-Einwohner starken Winzergenossenschaft lebt hier der Geist des Weinbaus in jeder Familie.
Ein Fest, das mehr als nur Wein feiert
Das Woogfest ist mehr als nur eine Weinverkostung – es ist eine Feier des Lebens und der Gemeinschaft. Familien kommen zusammen, alte Freundschaften werden erneuert und neue geknüpft. Die Kinder spielen am Ufer des Woogs, während die Erwachsenen Geschichten austauschen, die so alt sind wie der Teich selbst.
Wer tiefer in die Geschichte der Region eintauchen möchte, sollte auch einen Blick auf den 105 Hektar großen englischen Landschaftsgarten in Worms werfen – ein weiteres verborgenes Juwel der Region.
Das Woogfest in Mörstadt ist mehr als nur ein Dorffest – es ist ein Fenster in die Seele Rheinhessens, geöffnet von den 763 Einwohnern, die ihre Geheimnisse nur mit denen teilen, die bereit sind, tiefer zu blicken. Wer einmal hier war, versteht, warum die Mörstadter ihr kleines Paradies so sorgsam hüten.