Im Herzen Vorpommerns überrascht die 11.047-Einwohner-Stadt Wolgast mit einem historischen Mysterium, das Besucher aus ganz Deutschland fasziniert. Während des verheerenden Großen Nordischen Krieges im Jahr 1713 erlebte die Stadt einen Feuersturm, der fast alles vernichtete – fast alles, außer einem einzigartigen Gebäude, das wie durch ein Wunder überlebte.
Das Rätsel der „Kaffeemühle“ – Ein Gebäude trotzt dem Inferno
Inmitten der Asche und Zerstörung ragte ein Fachwerkhaus empor, das heute als „Kaffeemühle“ bekannt ist. Dieses 300 Jahre alte Zeugnis der Geschichte überstand als eines von nur drei Gebäuden den verheerenden Brand, der von russischen Truppen gelegt wurde. Wie konnte dieses einzelne Haus dem Feuersturm trotzen, der selbst das mächtige Residenzschloss in Schutt und Asche legte?
Historiker und Archäologen rätseln bis heute über die genauen Umstände. War es die einzigartige Bauweise, die dem Feuer widerstand? Oder spielten unbekannte Faktoren eine Rolle, die das Gebäude vor den Flammen schützten? Diese Fragen machen die „Kaffeemühle“ zu einem faszinierenden Mysterium der deutschen Geschichte.
Von Getreidespeicher zum historischen Zeitzeugnis
Ursprünglich als Getreidespeicher errichtet, durchlief die „Kaffeemühle“ eine bemerkenswerte Transformation. Im 19. Jahrhundert wurde sie zur beliebten Gaststätte „Goldene Traube“ umgebaut, bevor sie im 20. Jahrhundert kurzzeitig als Flüchtlingsunterkunft diente. Heute beherbergt das Gebäude ein faszinierendes stadtgeschichtliches Museum mit über 700 Quadratmetern Ausstellungsfläche.
Besucher können hier authentische Artefakte und Dokumente bestaunen, die die dramatischen Ereignisse von 1713 und die anschließende Wiedergeburt der Stadt eindrucksvoll belegen. Die sorgfältig restaurierte holländische Dachkonstruktion und die original erhaltenen Fachwerkelemente zeugen von der beeindruckenden Handwerkskunst vergangener Epochen.
Wolgast – Das unerwartete Tor zur Ostsee
Die strategische Lage Wolgasts als nördlicher Porthafen zur Insel Usedom macht die Stadt zu einem idealen Ausgangspunkt für Ostsee-Entdecker. Ähnlich wie die schwedische Insel mit ihrer beeindruckenden mittelalterlichen Stadtmauer bietet Wolgast eine einzigartige Mischung aus historischem Charme und maritimem Flair.
Während andere Städte wie dieser dänische Fischerort seine Denkmäler vor dem Massentourismus versteckt, präsentiert Wolgast stolz sein historisches Erbe. Die Stadt verbindet geschickt Tradition mit modernem Tourismus, ohne dabei ihre Authentizität zu verlieren.
Ein Sommer voller Geschichte und Kultur
Besonders in den Sommermonaten von Mai bis September erwacht Wolgast zu neuem Leben. Faszinierende Stadtführungen enthüllen die Geheimnisse der „Kaffeemühle“ und anderer historischer Stätten. Maritime Kulturveranstaltungen und traditionelle Hafenfeste locken Besucher aus nah und fern an.
Naturliebhaber kommen bei Wanderungen entlang des malerischen Peenestroms auf ihre Kosten, während Geschichtsinteressierte in den zahlreichen gut erhaltenen Baudenkmälern auf Entdeckungsreise gehen können. Die Kombination aus klassischer norddeutscher Renaissance und modernem Bauhaus-Design macht Wolgast zu einem architektonischen Juwel an der Ostseeküste.
Planen Sie Ihre Zeitreise nach Wolgast
Die Anreise nach Wolgast gestaltet sich dank guter Verkehrsanbindungen unkompliziert. Per Bahn erreichen Sie die Stadt bequem über die ICE-Strecke Berlin-Hamburg-Stralsund mit Umstieg in Stralsund. Autofahrer nutzen die A20 und sind in nur 40 Minuten von Stralsund aus in Wolgast.
Entdecken Sie selbst das Mysterium der „Kaffeemühle“ und tauchen Sie ein in die faszinierende Geschichte einer Stadt, die dem Untergang trotzte. Wolgast beweist eindrucksvoll, dass auch kleine Städte große Geschichten erzählen können – Geschichten, die es wert sind, entdeckt zu werden.
Für Liebhaber von Küstenstädten mit historischem Flair ist auch ein Abstecher zur malerischen Rügen-Gemeinde mit ihren weißen Bädervillen empfehlenswert. So lässt sich die gesamte Schönheit und Geschichte der deutschen Ostseeküste auf einer Reise erleben.