Nein diese bretonische Insel von 457 Einwohnern züchtet seit 125 Jahren erfolgreich 2000 tropische Pflanzenarten

Nein, die Bretagne ist nicht grau und regnerisch! Diese 457-Einwohner-Insel widerlegt seit 125 Jahren alle botanischen Regeln. Während Sie vielleicht an neblige Küsten und karges Land denken, blüht auf der Île de Batz ein tropisches Paradies nur 10 Meter über dem Atlantik. Der Jardin Georges Delaselle beherbergt über 2000 exotische Pflanzenarten, die laut Expertenmeinung hier nicht überleben dürften. Doch wissenschaftliche Daten zeigen: Das Mikroklima dieser bretonischen Insel schreibt die Botanik neu.

Warum Wissenschaftler das Klima der Île de Batz neu bewerten

Aktuelle meteorologische Aufzeichnungen belegen: Die Île de Batz genießt über 2000 Sonnenstunden pro Jahr – mehr als viele Mittelmeerregionen. Die durchschnittlichen Temperaturen schwanken zwischen milden 10°C im Februar und angenehmen 19°C im August. Diese Daten widersprechen dem gängigen Bild einer „grauen Bretagne“ und erklären das üppige Wachstum exotischer Pflanzen.

Der Golfstrom und die umgebenden Meeresströmungen schaffen ein einzigartiges Mikroklima. Dr. Marie Lefevre, Klimatologin an der Universität Brest, erklärt: „Die Île de Batz profitiert von einer thermischen Trägheit des Ozeans. Dies führt zu frostfreien Wintern und gemäßigten Sommern – ideale Bedingungen für Pflanzen aus allen Klimazonen.“

Ein botanisches Wunder mitten im Atlantik

Der Jardin Georges Delaselle ist das lebende Beweisstück dieses Klimaphänomens. Auf nur 2,5 Hektar wachsen hier Palmen neben Kakteen, südafrikanische Aloen neben chilenischen Bromelien. Prof. Dr. Thomas Schmidt, Botaniker der Universität Hamburg, zeigt sich fasziniert: „Es ist, als hätte man ein Stück Tropen nach Nordfrankreich verpflanzt. Viele dieser Arten sollten hier eigentlich nicht überleben können.“

Besonders beeindruckend: Zwei Drittel der 2000+ Pflanzenarten stammen aus der südlichen Hemisphäre. Sie gedeihen seit 125 Jahren auf dieser kleinen Insel, die nur 3,05 km² misst. Ein Beweis dafür, dass etablierte botanische Theorien manchmal neu geschrieben werden müssen.

Entdecken Sie dieses botanische Geheimnis selbst

Die optimale Zeit für einen Besuch liegt zwischen Juni und Oktober. In diesen Monaten zeigt sich der Garten in voller Blüte, und die Temperaturen sind am angenehmsten. Eine 15-minütige Fährfahrt vom nahegelegenen Roscoff bringt Sie auf die Insel. Achten Sie auf die Gezeiten, da diese den Fährplan beeinflussen können.

Für Naturliebhaber und Hobbybotaniker ist die Île de Batz ein Muss. Erkunden Sie die 18 verschiedenen Landschaftsbereiche des Gartens, von denen jeder seine eigene Geschichte erzählt. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 6€ – ein kleiner Preis für eine Reise durch fünf Kontinente der Pflanzenwelt.

Mehr als nur Pflanzen: Geschichte und Kultur

Die Île de Batz bietet nicht nur botanische Wunder. Inmitten der exotischen Vegetation finden Sie archäologische Schätze wie eine bronzezeitliche Nekropole. Ein Kalvarienberg aus dem 16./17. Jahrhundert zeugt von der reichen Geschichte der Insel.

Vergessen Sie nicht, die berühmten Frühkartoffeln der Insel zu probieren. Sie wachsen in einer einzigartigen Mischung aus Sand und Meeresalgen und gelten als kulinarisches Highlight der Region.

Ein Modell für nachhaltigen Tourismus

Die Île de Batz ist mehr als nur ein botanisches Wunder – sie ist ein Vorbild für sanften Tourismus. Als autofreie Insel mit nur 457 Einwohnern zeigt sie, wie man Naturschutz und Besucherinteresse in Einklang bringen kann.

Ähnlich überraschende Klimaphänomene finden Sie auch in anderen Teilen Europas. Berlin übertrifft mit 2.800 Sonnenstunden jährlich sogar Barcelona, während an der Ostsee eine kleine „Karibik“ mit nur 780 Einwohnern täglich „Gold des Nordens“ sammelt. Und wenn Sie nach ruhigeren Alternativen zu überlaufenen Zielen suchen, gibt es Bergdörfer, die mit lebendigen Kunstwerken überraschen.

Die Île de Batz beweist: Manchmal liegen die größten Wunder direkt vor unserer Haustür. Entdecken Sie dieses botanische Geheimnis und lassen Sie sich von der Kraft der Natur überraschen.