Im Garten der Renaissance: Château de Villandry enthüllt seine botanischen Schätze
Ein Schachbrett aus Gemüse und Blumen, das sich vor meinen Augen ausbreitet – mein erster Eindruck vom Château de Villandry lässt mich staunend innehalten. „Unsere Gärten sind lebendige Kunstwerke, die mit den Jahreszeiten atmen“, erklärt mir Laurent, ein Gärtner, der seit 15 Jahren hier arbeitet. Diese Renaissance-Gartenanlage in der Loire-Region ist nicht einfach nur ein weiteres französisches Schloss, sondern ein außergewöhnliches botanisches Theater, das jährlich über 350.000 Besucher verzaubert.
6 Gärten, die die Jahrhunderte überdauert haben
Die Gartenanlage von Villandry, komplett nach historischen Plänen aus dem 16. Jahrhundert rekonstruiert, umfasst sechs einzigartige Gärten. Der berühmteste ist zweifellos der ornamentale Gemüsegarten, in dem Kohl, Mangold und Salat zu geometrischen Mustern komponiert sind. „Jede Pflanze hat ihren präzisen Platz in diesem lebenden Gemälde“, betont Laurent. Der Wassergarten mit seinem spiegelglatten Teich und der Kräutergarten mit seinen heilenden Pflanzen erzählen weitere Kapitel französischer Gartenkunst, die einen Besuch der mittelalterlichen Schlösser Frankreichs besonders lohnenswert macht.
Ein Schloss zwischen Geschichte und Legende
Hinter den mächtigen Steinmauern des Château de Villandry, erbaut im Jahr 1536, verbirgt sich eine faszinierende Geschichte. Jean Le Breton, Finanzminister unter Franz I., ließ das Schloss auf den Fundamenten einer alten Festung errichten. Eine lokale Legende besagt, dass König Philipp II. August und Richard Löwenherz hier 1189 den „Frieden von Colombiers“ aushandelten. Heute können Besucher von Februar bis November die prunkvollen Gemächer besichtigen und in die Atmosphäre vergangener Zeiten eintauchen.
Die Anreise: Komfortabel durch das Loire-Tal
Villandry liegt etwa 15 Kilometer westlich von Tours und ist bequem mit dem Auto von Deutschland aus erreichbar. Nach rund acht Stunden Fahrt können Besucher nicht nur das Château, sondern auch andere historische Stätten im Loire-Tal erkunden. Alternativ bietet sich die Anreise per Flug nach Paris oder Tours mit anschließender Zugfahrt an. „Nehmen Sie sich mindestens drei Stunden Zeit für die Gärten“, rät Claudine, eine langjährige Besucherin.
Die perfekte Zeit für botanische Entdeckungen
Die Gärten zeigen sich zu jeder Jahreszeit anders. Im Frühling explodieren die Farben der blühenden Blumen, während der Sommer die Gemüsegärten in ihrer vollen Pracht präsentiert. „Der September ist mein persönlicher Geheimtipp“, verrät mir Henri, ein lokaler Fotograf. „Das goldene Licht des Frühherbsts verleiht den Gärten eine magische Atmosphäre, und es sind deutlich weniger Besucher unterwegs.“ Eine weitere Besonderheit sind die versteckten Perlen Frankreichs in der Umgebung.
Ein kulinarisches Fest für Genießer
Nach einem Tag im Garten lockt die regionale Küche des Loire-Tals. Probieren Sie unbedingt die „Rillettes de Tours“ – eine traditionelle Pastete – und begleiten Sie diese mit einem Glas Vouvray, einem lokalen Weißwein. Die Region ist bekannt für ihre exzellenten französische Weinregionen und bietet zahlreiche Verkostungsmöglichkeiten. „Unser Essen ist wie unsere Gärten – bodenständig, aber mit künstlerischem Anspruch“, erklärt Marie, Besitzerin eines nahegelegenen Restaurants.
Übernachten zwischen Geschichte und Moderne
In der Umgebung von Villandry finden sich charmante Unterkünfte für jeden Geschmack – vom luxuriösen Schlosshotel bis zum familiären Bed & Breakfast. Eine Nacht im nahen Tours erlaubt es, die lebendige Atmosphäre dieser Universitätsstadt zu genießen und weitere weitere Kulturreiseziele Frankreichs zu erkunden.
Beim Abschied von Villandry bleibt ein Eindruck, der tiefer geht als die Bewunderung für geometrische Gartenkunst. Diese Gärten sind keine statischen Museen, sondern lebende Zeugnisse einer Kultur, die Schönheit und Nutzwert harmonisch vereint. Mit jedem Spaziergang zwischen Rosenspalieren und Gemüsebeeten wird der Besucher selbst zum Teil dieses jahrhundertealten Tanzes zwischen Mensch und Natur – ein Erlebnis, das in seiner stillen Poesie nachhallt, lange nachdem die Loire-Region wieder in der Ferne liegt.