Dieses fränkische Dorf von 1.400 Einwohnern bewahrt Deutschlands älteste Weinbock-Tradition seit 1612

Seit 1612 bewahrt ein kleines fränkisches Dorf mit nur 1.400 Einwohnern eine der ältesten Weinbau-Traditionen Deutschlands. Sommerach, versteckt in den sanften Hügeln Mainfrankens, enthüllt ein faszinierendes Ritual, das die Zeit überdauert hat: den Bockschnitt. Dieses einzigartige Brauchtum zieht jährlich über 100.000 Besucher an – ein erstaunliches Verhältnis von 1:70 zwischen Einwohnern und Gästen.

Ein Dorf mit Weltrang: Sommerach’s verborgene Schätze

Trotz seiner bescheidenen Größe hat Sommerach internationale Anerkennung erlangt. Das Dorf wurde nicht nur mit der Goldmedaille im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ausgezeichnet, sondern triumphierte auch bei der prestigeträchtigen „Entente Florale“. Diese Auszeichnungen unterstreichen die außergewöhnliche Schönheit und Pflege des historischen Ortskerns, in dem etwa 40% der Gebäude denkmalgeschützt sind.

Weinbau-Tradition trifft auf Moderne

Die Region Mainfranken, zu der Sommerach gehört, beherbergt über 1.000 Hektar Weinberge. Die dominanten Rebsorten Silvaner und Müller-Thurgau gedeihen hier besonders gut. Jährlich produzieren die Winzer in Sommerach und dem benachbarten Volkach schätzungsweise 30.000 bis 50.000 Hektoliter Wein. Diese beeindruckende Menge zeugt von der Bedeutung des Weinbaus für die lokale Wirtschaft und Kultur.

Der Bockschnitt: Ein lebendiges Erbe seit 1612

Das Herzstück der Sommeracher Weinbautradition ist der Bockschnitt. Dieses Ritual, das seit über 400 Jahren praktiziert wird, symbolisiert Fruchtbarkeit und den Schutz der Weinberge. Es findet traditionell im Februar oder März statt und markiert den Beginn des neuen Weinjahres. Der Bockschnitt ist nicht nur ein kulturelles Ereignis, sondern auch ein Magnet für Weinenthusiasten und Kulturliebhaber aus aller Welt.

Neuer Zugang zu alten Traditionen: Die Mainschleifenbahn

Ab 2025 wird der Zugang zu diesem einzigartigen Kulturerbe noch einfacher. Die neue Mainschleifenbahn verbindet Seligenstadt direkt mit Volkach-Astheim, dem Tor zur Weinregion. Mit Abfahrten um 10:45, 12:45, 14:45 und 16:45 Uhr von Seligenstadt erreichen Besucher Volkach-Astheim nach einer malerischen 25-minütigen Fahrt. Diese verbesserte Infrastruktur macht die Region zugänglicher für nachhaltigen Tourismus und unterstreicht Mainfrankens Engagement für umweltfreundliche Reiseoptionen.

Ein authentisches Weinerlebnis abseits des Massentourismus

Im Gegensatz zu bekannteren Weinregionen wie der Mosel, die auf eine 2000-jährige römische Tradition zurückblickt, bietet Mainfranken ein intimeres und authentischeres Erlebnis. Hier finden Besucher keine überfüllten Touristenattraktionen, sondern echte Handwerkskunst und familiäre Winzerbetriebe. Diese Authentizität macht Sommerach und seine Nachbardörfer zu einem perfekten Ziel für Reisende, die das Ursprüngliche suchen.

Mehr als nur Wein: Kulturelle Vielfalt in Mainfranken

Neben dem Bockschnitt bietet die Region eine Fülle kultureller Erlebnisse. Ein besonderes Highlight ist der „Brückenschoppen“ in Würzburg – ein einzigartiges soziales Ritual, bei dem Einheimische und Besucher gemeinsam den Sonnenuntergang an der Alten Mainbrücke mit einem Glas Silvaner oder Riesling genießen. Dieses tägliche Spektakel ist zu einem Instagram-Hit geworden und verkörpert perfekt die Verbindung von Tradition und modernem Lebensstil in Mainfranken.

Für diejenigen, die nach weiteren authentischen Erlebnissen suchen, bietet der Ammersee in Bayern ähnlich exklusive Geheimtipps, die Einheimische nur mit engen Freunden teilen. Und wer die Vielfalt bayerischer Getränkekultur erkunden möchte, sollte einen Abstecher zum Tegernsee machen, wo eine 1300 Jahre alte Klosterbrauerei Bayerns wahre Kulturgeschichte bewahrt.

Sommerach und die Mainfrankenweinregion bieten eine einzigartige Mischung aus historischer Tiefe, kultureller Authentizität und modernem Komfort. Mit der verbesserten Zugänglichkeit durch die neue Bahnverbindung ist 2025 der perfekte Zeitpunkt, um dieses versteckte Juwel deutscher Weinkultur zu entdecken und Teil einer Jahrhunderte alten Tradition zu werden.