Was 63.506 Schwäbisch Gmünder nur mit Vertrauten über ihre 860 Jahre alte Gold- und Silberschmiedekunst teilen, ist ein Schatz, der selbst glänzendes Metall in den Schatten stellt. Während Touristen in Scharen nach Rothenburg ob der Tauber strömen, bewahrt diese unscheinbare Stadt am Fuße der Schwäbischen Alb ein lebendiges Erbe, das die Herzen von Handwerksliebhabern höher schlagen lässt. Über 50 Gold- und Silberschmiede halten hier eine Tradition am Leben, die älter ist als die meisten Königreiche.
Das verborgene Juwel der Stauferstadt
Schwäbisch Gmünd, gegründet 1162, ist nicht nur die älteste Stauferstadt Deutschlands, sondern auch ein pulsierendes Zentrum der Edelmetallkunst. Während andere historische Städte in Museen erstarren, schlägt hier das Herz des Handwerks in über 20 produzierenden Manufakturen. Die Stiftung Gold- und Silberschmiedekunst sorgt dafür, dass dieses Erbe nicht verstaubt, sondern sich stetig erneuert.
Meisterwerke, die man anfassen kann
Im Silberwarenmuseum Ott-Pausersche Fabrik offenbart sich ein Geheimnis, das sonst nur Eingeweihte kennen: Hier können Besucher nicht nur historische Maschinen bestaunen, sondern echten Meistern bei der Arbeit über die Schulter schauen. Regelmäßige Vorführungen traditioneller Techniken machen die Geschichte greifbar. Für Kinder gibt es sogar eine Werkstatt, in der sie selbst zu kleinen Goldschmieden werden können – ein Erlebnis, das in keinem Reiseführer steht.
Innovation trifft Tradition
Die Gmünder Goldschmiede ruhen sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Der Stadtgoldschmied, eine einzigartige Position in Deutschland, experimentiert mit ungewöhnlichen Materialkombinationen wie Silber, Tombak und Eisen. Die Silbertriennale International und Wettbewerbe wie „Junge Cellinis“ zeigen, dass hier die Zukunft des Handwerks geschmiedet wird. Es ist diese Mischung aus Tradition und Innovation, die Schwäbisch Gmünd von anderen Städten abhebt.
Ein Fest für alle Sinne
Wer glaubt, Gold- und Silberschmiedekunst sei nur etwas fürs Auge, der irrt. Die 10. Gmünder Messe für Schmuck & Gerät im Oktober 2024 ist ein Fest für alle Sinne. Hier können Besucher das Klingen von Silber hören, die Kühle von Gold spüren und die Handwerkskunst riechen. Es ist ein Erlebnis, das man sonst nirgendwo in Deutschland findet – nicht einmal in der bekannteren Schmuckstadt Pforzheim.
Das wahre Gold liegt in den Menschen
Was Schwäbisch Gmünd wirklich einzigartig macht, sind nicht die glänzenden Metalle, sondern die Menschen, die sie bearbeiten. Familien, die seit Generationen ihr Wissen weitergeben, Lehrlinge, die mit Leidenschaft neue Wege beschreiten, und Meister, die ihre Geheimnisse nur mit wenigen teilen. Es sind diese Geschichten, die Einheimische nur mit Vertrauten teilen – Geschichten von Hingabe, Präzision und der Magie, die entsteht, wenn Tradition auf Innovation trifft.
In einer Welt, in der alles austauschbar scheint, bewahrt Schwäbisch Gmünd ein Stück Authentizität, das selbst die bekanntesten Touristenmagneten in den Schatten stellt. Hier findet man nicht nur Schmuck, sondern ein lebendes, atmendes Stück deutscher Handwerksgeschichte. Wer einmal den Zauber dieser Stadt erlebt hat, versteht, warum die Gmünder ihr Geheimnis so sorgsam hüten – und warum es sich lohnt, genauer hinzusehen, wenn man durch die Straßen dieser unscheinbaren Stauferstadt schlendert.