Dieser costa-ricanische Küstenort von 400 Einwohnern empfängt jährlich beide Buckelwal-Populationen der Welt

Die Sonne bricht durch den Morgennebel, als ich den Sandstreifen betrete, der sich sanft ins Meer krümmt. Ich bin in Playa Uvita, einer unscheinbaren Küstenstadt mit nur 300-500 Einwohnern, die ein Naturphänomen beherbergt, das mich sprachlos macht. Vor mir erstreckt sich der Marino Ballena Nationalpark mit seiner legendären Walschwanz-Formation – doch das ist nur die Oberfläche. Das wahre Geheimnis dieses Ortes liegt im Wasser: Uvita ist einer der wenigen Orte weltweit, wo Buckelwale aus beiden Hemisphären aufeinandertreffen.

Nach zehn Jahren Reisejournalismus behaupte ich selten, etwas „Einzigartiges“ entdeckt zu haben. Doch hier, 7 Kilometer südlich von Dominical an Costa Ricas Pazifikküste, bin ich auf ein echtes Juwel gestoßen – eines, das die meisten Reisenden völlig übersehen.

Wo zwei Walpopulationen in einem versteckten Paradies zusammentreffen

Während meiner Walbeobachtungstour am frühen Morgen erklärt mir der Guide Miguel ein faszinierendes biologisches Phänomen: „Wir haben hier ein einzigartiges Glück. Von Dezember bis April sehen wir die nördlichen Buckelwale und von Juli bis Oktober die südlichen Population.“ Die wissenschaftliche Besonderheit: Diese zwei verschiedenen Walpopulationen nutzen die geschützten Gewässer vor Uvita als Brutgebiet.

Die Walbeobachtungstour kostet etwa 84 Euro und limitiert die Teilnehmerzahl auf maximal 10 Personen – ein bewusster Kontrast zu überfüllten Touristenbooten anderswo. Während unserer dreistündigen Fahrt erleben wir vier spektakuläre Walsprünge, die selbst den erfahrenen Kapitän begeistern.

Neben dem Walspektakel verbirgt Uvita noch ein weiteres Naturwunder. Bei Ebbe verwandelt sich eine 600 Meter lange Sandbank in die berühmte „Cola de Ballena“ – eine natürliche Formation, die perfekt einem Walschwanz ähnelt. Dieses geologische Phänomen ist ähnlich beeindruckend wie die Karibikküste Costa Ricas mit ihren schwarzen Sandstränden und Korallenriffen in Cahuita, bietet jedoch eine ganz andere ökologische Erfahrung.

Warum Naturliebhaber Uvita dem überlaufenen Dominical vorziehen

Während Dominical, 50 Kilometer nördlich, mit seinen perfekten Wellen Surfer aus aller Welt anzieht, wählen informierte Reisende zunehmend Uvita für ein authentischeres Erlebnis. Die kleine Gemeinde hat sich dem Schutz ihrer natürlichen Ressourcen verschrieben und limitiert bewusst den Massentourismus.

„Man kann morgens am Strand sitzen, die Walschwanz-Formation beobachten und nachmittags Wale sehen – alles ohne Menschenmassen. Das ist in der heutigen Reisewelt unbezahlbar geworden.“

Ähnlich wie auf der thailändischen Insel Koh Mak mit ihren 400 Einwohnern setzt Uvita auf Qualität statt Quantität. Die lokalen Ecolodges bieten nachhaltigen Komfort, und die 3,2 Kilometer lange Küste des Nationalparks bleibt dank der täglichen Eintrittsbegrenzung unberührt.

Während meiner Wanderung entlang des Strandes bemerke ich die „Pura Vida“-Philosophie, die hier wirklich gelebt wird. Fischer bringen ihren Fang direkt an Land, lokale Familien verkaufen frische Kokosnüsse, und Parkranger erklären Besuchern geduldig die Bedeutung des Ökosystems.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zum Nationalpark erfolgt über den südlichen Eingang, wo Sie für 6 US-Dollar Eintritt bezahlen. Kommen Sie früh morgens (Öffnung 7:00 Uhr), um die Walschwanz-Formation bei Ebbe zu sehen und die intensivste Morgensonne zu vermeiden.

Die ideale Zeit für Walbeobachtungen in 2025 beginnt Mitte Juni und erstreckt sich bis Oktober. In dieser Zeit können Sie, ähnlich wie bei den majestätischen Rochen in Bora Boras kristallklaren Lagunen, Meeresriesen in ihrer natürlichen Umgebung beobachten – jedoch mit dem Bonus zweier verschiedener Walpopulationen.

Für das ultimative Uvita-Erlebnis planen Sie mindestens drei Tage ein: einen für den Nationalpark und die Walschwanz-Formation, einen für die Walbeobachtung und einen für den nahegelegenen Nauyaca-Wasserfall, der mit seinem 45 Meter hohen Doppelfall einen perfekten Kontrast zum Meeresleben bietet.

Als ich am letzten Abend meines Besuchs mit meiner Frau Sarah den Sonnenuntergang am Strand beobachte, denke ich an all die überfüllten Touristenziele, die ich bereist habe. Uvita fühlt sich an wie ein gut gehütetes Geheimnis – ein Ort, wo die Natur noch den Takt vorgibt und nicht die Tourismusindustrie. In einer Welt voller Instagram-Hotspots ist dieser kleine Küstenort mit seinen wandernden Walen wie ein Echo aus einer anderen Zeit – eines, das hoffentlich nie ganz verhallt.