Zwischen Rebhügeln und Romanik: Diese französische Kleinstadt verzaubert mit 1000-jähriger Abtei und kulinarischen Geheimtipps
Ein verstecktes Juwel an der Saône, wo Zeit und Fluss langsamer fließen
An einem sonnigen Nachmittag in Tournus ist die Zeit wie stehen geblieben. Die goldenen Strahlen tanzen auf den Steinen der majestätischen Abteikirche Saint-Philibert, während die Saône träge vorbeifließt. Diese bezaubernde Kleinstadt in Burgund, nur wenigen deutschen Reisenden bekannt, bewahrt eines der beeindruckendsten Beispiele romanischer Architektur in ganz Europa. „Die Abtei ist ein architektonisches Meisterwerk mit einer einmaligen Gewölbekonstruktion, die selbst erfahrene Kunsthistoriker in Erstaunen versetzt“, schwärmt Kulturführerin Marie Dumont.
Die 1000-jährige Abtei mit dem verborgenen Künstlerporträt
Das Herzstück von Tournus ist zweifellos die Abteikirche Saint-Philibert aus dem 11. Jahrhundert. Mit ihren markanten Säulen und dem seltenen Steinmetzporträt des Künstlers „Gerlanus“ zieht sie Architekturliebhaber in ihren Bann. Nach dem Besuch der beeindruckenden Krypta lohnt ein Abstecher zu anderen historischen Abteien Burgunds, die die reiche Klostergeschichte der Region verdeutlichen.
Radeln auf dem „Blauen Weg“ – 30 Kilometer pure Flussromantik
Die „Voie Bleue“ (Blauer Weg) ist das Herzstück für aktive Entdecker. Dieser ehemalige Treidelpfad wurde zum spektakulären Radweg umgestaltet und schlängelt sich 30 Kilometer entlang der Saône. „Mit dem Fahrrad erschließt sich die wahre Seele der Landschaft“, erzählt Pierre Lambert, lokaler Radguide. „Besonders beliebt ist unsere Einweg-Tour mit Zugfahrt zurück.“ Für weitere Abenteuer bieten sich die Radwege in Ostfrankreich an, die durch malerische Weinlandschaften führen.
Das Krankenhaus, das keines mehr ist – Ein Blick in die medizinische Vergangenheit
Das Hôtel-Dieu verzaubert mit seiner wunderschönen historischen Apotheke aus dem 17. Jahrhundert. Besucher können originale Heilmittelrezepturen bestaunen und den beschaulichen Heilkräutergarten erkunden. Die alten Holzregale mit ihren blauen Keramikgefäßen erzählen von einer Zeit, als Medizin noch mehr Kunst als Wissenschaft war. Die lokale Legende besagt, dass manche der hier aufbewahrten Mixturen selbst hoffnungslose Fälle heilen konnten.
Ein kleines Museum für große Leidenschaften
Überraschend und charmant präsentiert sich das lokale Fahrradmuseum – ein verstecktes Highlight für Technikliebhaber. Die umfangreiche Sammlung historischer Zweiräder dokumentiert nicht nur die Entwicklung des Fahrrads, sondern auch die tiefe Verbindung der Region zur Fahrradkultur. Von hölzernen Laufrädern bis zu eleganten Rennrädern der 1950er Jahre ist hier die Evolution der Mobilität erlebbar.
Gastronomische Entdeckungen zwischen Weinreben und Flussperlen
Die burgundische Küche feiert in Tournus ihre Hochzeit mit lokalen Weinen. In gemütlichen Bistros wie dem „Le Saint-Pierre“ werden authentische Spezialitäten wie Boeuf Bourguignon und Coq au Vin serviert. „Unsere Gerichte sind eine Hommage an die regionalen Produkte“, erklärt Küchenchef Jean Moreau. Weinliebhaber sollten unbedingt eine Degustation der lokalen Tropfen einplanen, bevor sie tiefer in die europäische Weinkultur eintauchen.
Mittelalterliche Burgruinen und verwunschene Pfade
Nur zehn Kilometer entfernt thront das Château de Brancion auf einem Hügel und bietet atemberaubende Ausblicke über das Saône-Tal. Die mittelalterliche Festung lädt zum Erkunden ein und begeistert mit ihrer mystischen Atmosphäre. Der verwunschene Wanderpfad zum Château führt durch Weinberge und kleine Wäldchen – eine perfekte Kombination aus Natur und Geschichte.
Wo die Zeit in Steingassen verweilt
In den engen Gassen der Altstadt scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Zwischen pastellfarbenen Häusern und blühenden Vorgärten entdeckt man kleine Ateliers, in denen lokale Künstler ihre Werke präsentieren. Mittwochs verwandelt der Wochenmarkt das Zentrum in ein buntes Treiben, wo Käse, Wurst und frisches Gemüse feilgeboten werden – ein Fest für alle Sinne.
Tournus ist das perfekte Gegengift zum hektischen Alltag – ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird und die französische Lebensart in ihrer authentischsten Form erfahrbar ist. Die Kombination aus kulturellem Erbe, kulinarischen Genüssen und landschaftlicher Schönheit macht diese Kleinstadt zu einem idealen Ziel für alle, die abseits ausgetretener Pfade reisen möchten. Ein Besuch lohnt sich besonders im Frühjahr oder Herbst, wenn sich die malerische Dörfer am Rhône-Tal von ihrer schönsten Seite zeigen.