Im Herzen von Burgund verbirgt sich ein Geheimtipp, den selbst passionierte Frankreich-Reisende oft übersehen: Mirebeau-sur-Bèze. Während Touristen nach Dijon und Beaune strömen, bewahrt dieser beschauliche Ort nur 20 Kilometer östlich der Senf-Metropole ein faszinierendes römisches Erbe, das 2000 Jahre Geschichte atmet. Hier errichteten die Römer ein gewaltiges Militärlager für 5000 Legionäre – ein archäologischer Schatz, der erst seit wenigen Jahren seine wahre Bedeutung offenbart.
Wo sich Cäsars Legionäre und mittelalterliche Ritter begegnen
Das Highlight des Ortes ist zweifellos das monumentale „Mirabellum“ – ein römisches Kastell der Legio VIII Augusta mit imposanten Steinmauern, Türmen und einem Amphitheater. „Hier erlebt man Geschichte zum Anfassen“, schwärmt Dr. Jean Montfort, Archäologe und Leiter des Interpretationszentrums. „Viele Besucher sind überrascht, dass ein Ort dieser Größe so lange im Verborgenen blieb.“ Die späteren mittelalterlichen Burgreste mit ihren charakteristischen Türmen erzählen vom Leben nach den Römern.
Ein Dorf, das sich dem Massentourismus entzieht
Mit seinen 2000 Einwohnern bietet Mirebeau-sur-Bèze genau die authentische Atmosphäre, nach der viele deutsche Reisende suchen. „Hier begrüßen dich Einheimische noch mit einem herzlichen ‚Bonjour‘ und nehmen sich Zeit für ein Gespräch“, erzählt Marie Durand, Besitzerin des Cafés „L’Imprevu“. Keine Touristenmassen, keine überteuerten Restaurants – stattdessen echtes französisches Landleben und charmante Gässchen entlang des Flusses Bèze.
Kulinarische Entdeckungen für Genießer
Burgund steht für exzellente Weine und hervorragende Küche – auch in Mirebeau-sur-Bèze. Im gemütlichen „L’atelier de Sophie“ serviert die Köchin ihr legendäres Boeuf Bourguignon nach Familienrezept. „Unser Geheimnis ist die Zeit“, verrät Sophie augenzwinkernd. „Mindestens vier Stunden köchelt das Fleisch mit dem lokalen Rotwein.“ Der Mittwochsmarkt lockt mit regionalen Spezialitäten und bietet die perfekte Gelegenheit für ein Picknick an den idyllischen Ufern des Flusses.
Von Römern und geheimnisvollen Kelten
Oberhalb der Siedlung wartet ein kaum bekanntes keltisch-gallorömisches Heiligtum auf geschichtsinteressierte Besucher. „Dieses versteckte Juwel zeigt, dass der spirituelle Ort schon lange vor den Römern eine Bedeutung hatte“, erklärt Lokalhistoriker Pierre Lemaitre. Ein faszinierender Kontrast zum militärischen Erbe des Legionslagers und ein perfektes Ausflugsziel für Kulturliebhaber, die auch die Abbaye de Fontenay in Burgund auf ihrer Reiseroute haben.
Die perfekte Reisezeit: Mai bis September
Die beste Zeit für einen Besuch in Mirebeau-sur-Bèze liegt zwischen Mai und September, wenn milde Temperaturen Outdoor-Aktivitäten begünstigen. „Im Frühjahr blühen die Wiesen entlang des Flusses Bèze in allen Farben“, schwärmt Naturfotograf Thomas Weber. „Und im Spätsommer können Sie die Weinlese in den umliegenden Dörfern miterleben.“ Die Wintermonate bieten hingegen eine besonders ruhige Atmosphäre für Kulturentdeckungen ohne Touristenmassen.
Unterkünfte mit persönlichem Charme
Wer übernachten möchte, findet in und um Mirebeau-sur-Bèze charmante Landhotels und familiengeführte Gästehäuser ab 60 Euro pro Nacht. Besonders beliebt sind die rustikalen Ferienhäuser mit eigener Küche – ideal für Selbstversorger, die wie die Einheimischen auf dem Wochenmarkt einkaufen möchten. Für Naturliebhaber bieten sich die lokalen Campingplätze mit Blick ins Grüne an, ähnlich wie in Charroux mit seinen historischen Gebäuden.
Mit dem Auto oder der Bahn: So kommen Sie hin
Von Deutschland aus erreichen Sie Mirebeau-sur-Bèze am bequemsten mit dem Auto, etwa 6-7 Stunden von Süddeutschland. Alternativ bringt Sie der Zug in vier Stunden von Frankfurt nach Dijon – von dort sind es nur noch 20 Kilometer. Ein Mietwagen empfiehlt sich für die Erkundung der Region mit ihren versteckten Weingütern und malerischen Dörfern, die abseits der Hauptrouten liegen.
Wein und Kultur: Ideale Kombination
Die Nähe zu den berühmten Weinbergen der Bourgogne macht Mirebeau-sur-Bèze zum idealen Ausgangspunkt für Genussreisen. Die lokalen Weine können sich durchaus mit den berühmteren Nachbarn messen, bieten aber ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis – ähnlich wie die Weinkultur in La Rioja mit ihren Tapas-Traditionen.
Mirebeau-sur-Bèze ist ein Ort für Entdecker, die das authentische Frankreich jenseits ausgetretener Pfade suchen. Hier verschmelzen römische Geschichte, burgundische Lebensart und unberührte Natur zu einem Erlebnis, das in keinem Reiseführer ausreichend gewürdigt wird. Wer einmal dem Plätschern der Bèze gelauscht, die Mauern des römischen Lagers berührt und den Geschmack eines lokalen Burgunders auf der Zunge gespürt hat, nimmt ein Stück echtes Frankreich mit nach Hause.