Diese französische Atlantikinsel von 17.834 Einwohnern empfängt jährlich 200.000 Touristen ohne Massentourismus

Die Sonne versinkt hinter dem schmalen Horizont, während ich über die weiß schimmernde Küstenstraße von Île de Ré radle. Diese französische Atlantikinsel – gerade einmal 85,32 Quadratkilometer groß mit nur 17.834 Einwohnern – verbirgt ein faszinierendes Nachhaltigkeitsgeheimnis. Vor mir erstrecken sich kilometerweit strahlend weiße Häuser, die im Abendlicht golden schimmern. Während mein Fahrrad über den perfekt gepflegten Radweg gleitet, wird mir klar, warum dieses Juwel der französischen Atlantikküste 2025 zum Vorreiter für nachhaltigen Tourismus wird.

Wie diese Insel mit 17.834 Einwohnern jährlich 200.000 Touristen nachhaltig managt

Die Zahlen sind verblüffend. Im Sommer steigt die Bevölkerung auf Île de Ré um das Elffache – von beschaulichen 17.834 Einwohnern auf bis zu 200.000 Besucher. Anders als im griechischen Oia, das täglich 1.600 Touristen aufnimmt, verteilt Île de Ré seine Gäste durch geschickte Raumplanung.

Die Einheimischen nennen ihre Heimat liebevoll „Ré la Blanche“ – das weiße Ré. Dieser Name stammt nicht nur von den blendend weißen Häusern, sondern symbolisiert auch die Reinheit, die man hier bewahren will. Die Naturschutzpolitik der Insel erinnert an die Renaturierungserfolge in Eschweiler, wo ehemalige Industrieflächen zu Naturschutzgebieten wurden.

Das Herzstück der Nachhaltigkeitsstrategie 2025? Über 100 Kilometer perfekt ausgebaute Radwege, die jeden Winkel der Insel erschließen. „Wir haben keine Wahl – entweder wir schützen unsere Insel, oder wir verlieren sie,“ erklärt mir ein lokaler Salzbauer, während er mir die schimmernden Salzgärten zeigt, die im Abendlicht wie flüssiges Silber glänzen.

Hier gibt es eine bewusste Balance zwischen Besuchern und Ökologie. Jeder Quadratmeter wird gehütet wie ein Schatz – unsere Salzgärten existieren seit Jahrhunderten und sollen auch die nächsten überdauern.

Für 2025 plant die Inselgemeinde noch strengere Umweltschutzmaßnahmen. Wildcamp-Verbote werden konsequenter durchgesetzt, um die fragilen Dünenlandschaften zu schützen. Zudem werden zwei Dörfer – La Flotte und Ars-en-Ré – komplett plastikfrei, ein Vorstoß, der französische Umweltschützer begeistert.

Die weiße Architektur: Warum 90% der Häuser schneeweiß sind

Die architektonische Einheitlichkeit ist atemberaubend. Über 90% der Gebäude folgen einem strengen Baucode: weiße Kalksteinfassaden, kombiniert mit grünen oder blauen Fensterläden. Die weißen Häuser erinnern optisch an die weiße Architektur von Mykonos, doch der Unterschied liegt im lokalen Kalkstein statt Gips.

Diese Farbgebung ist kein Zufall, sondern streng reglementiert. Der weiße Kalk reflektiert die Sommerhitze, während die grünen Läden für Schatten sorgen – eine natürliche Klimaanlage, die seit Jahrhunderten funktioniert. In Ars-en-Ré, einem der schönsten Dörfer Frankreichs, steht die 28 Meter hohe Kirche mit schwarz-weißem Turm als Wahrzeichen.

Die Nachhaltigkeit zeigt sich auch in den historischen Salzgärten im Westen der Insel. Hier gewinnen Handwerker nach jahrhundertealter Tradition das berühmte „Fleur de Sel“. Die Salzproduktion ist nicht nur wirtschaftlich wichtig, sondern schafft auch wertvolle Biotope für seltene Vogelarten.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zur Insel erfolgt über die 2,9 Kilometer lange Brücke vom Festland. Besuchen Sie die Insel am frühen Morgen, wenn die Radwege noch leer sind. Wie auf der deutschen autofreien Nordsee-Insel Wangerooge setzt Île de Ré auf umweltfreundliche Mobilität.

Für 2025 empfehle ich, eine Unterkunft mindestens drei Monate im Voraus zu buchen. Die nachhaltigste Zeit für einen Besuch ist Juni oder September – perfektes Wetter, aber deutlich weniger Besucher als im Hochsommer. Vergessen Sie nicht, den Phare des Baleines zu besteigen – 257 Stufen führen zur spektakulären Aussicht über die Atlantikküste.

Ein lokales Geheimnis: Bei Ebbe erscheint vor dem Dorf La Flotte das „Îlot du Marchand“ – eine kleine Sandbank, die nur zweimal täglich zugänglich ist. Hier sammeln Einheimische seltene Muscheln für die traditionelle Meeresfrüchtesuppe „Mouclade“.

Als ich am späten Abend zum Hafen von Saint-Martin-de-Ré zurückkehre, leuchten die Festungsmauern im sanften Licht. Meine Frau Sarah würde die historischen Steingebäude sofort fotografieren wollen. Während die Lichter der Restaurants am Hafen flackern, denke ich an die Balance, die diese Insel gefunden hat: zwischen Bewahrung und Entwicklung, zwischen Einheimischen und Besuchern. Île de Ré ist wie ein weißes Segel im stürmischen Meer des Massentourismus – ein Kurs, der 2025 viele andere Reiseziele inspirieren wird.