Die 788-Einwohner-Stadt Kaub am Mittelrhein beherbergt ein deutschlandweit einzigartiges architektonisches Juwel: die Burg Pfalzgrafenstein, die seit fast 700 Jahren als einzige Zollburg auf einer Rheininsel thront. Dieses imposante Bauwerk verkörpert wie kein anderes die faszinierende Verbindung von mittelalterlicher Ingenieurskunst und strategischer Bedeutung des Rheins als europäische Handelsader.
Ein steinernes Schiff im Strom der Geschichte
Inmitten des wilden Gefährs, einer berüchtigten Engstelle des Rheins, erhebt sich der 36 Meter hohe Wehrturm der Burg Pfalzgrafenstein. Vom französischen Schriftsteller Victor Hugo treffend als „steinernes Schiff“ bezeichnet, wurde die Festung 1327 von Kaiser Ludwig IV. errichtet. Ihre einzigartige Lage machte sie zum perfekten Zollposten, der den lukrativen Rheinhandel überwachte.
Im krassen Gegensatz zur majestätischen Burg steht die beschauliche Kleinstadt Kaub mit ihren gerade einmal 788 Einwohnern. Diese ungewöhnliche Kombination macht Kaub zur kleinsten Stadt in Rheinland-Pfalz und gleichzeitig zum Hüter eines UNESCO-Weltkulturerbes.
Weltgeschichte trifft Kleinstadtidylle
Kaub mag klein sein, doch seine historische Bedeutung ist gewaltig. Hier überquerte Feldmarschall Blücher in der Neujahrsnacht 1813/14 mit seinen Truppen den Rhein – ein entscheidender Moment in den Befreiungskriegen gegen Napoleon. Das Blüchermuseum in Kaub hält die Erinnerung an dieses weltgeschichtliche Ereignis lebendig.
Neben seiner militärhistorischen Bedeutung überrascht Kaub mit weiteren architektonischen Besonderheiten. Ein besonderes Kuriosum ist das Gebäude mit zwei konfessionellen Kirchen unter einem Dach – ein seltenes Beispiel religiöser Koexistenz in der deutschen Architekturgeschichte.
Vom Zollposten zum UNESCO-Welterbe
Seit 2002 gehört die Burg Pfalzgrafenstein zum UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Besucher können die Burg von April bis November besichtigen und eine faszinierende Zeitreise unternehmen. Die authentische Atmosphäre wird dadurch verstärkt, dass die Burg bis heute ohne elektrischen Strom auskommt – ein echtes Eintauchen ins Mittelalter.
Weinkultur und Wanderwege
Kaub ist nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch Teil der aufstrebenden Weinregion Mittelrhein. Der neu angelegte Kulturwanderweg „Gutenfels“ verbindet Weinberge, Geschichte und atemberaubende Rheinpanoramen. Weinliebhaber und Wanderer finden hier ein einzigartiges Erlebnis, das die reiche Kulturlandschaft des Mittelrheintals erschließt.
Ein Geheimtipp für authentische Reiseerlebnisse
Während viele Touristen die bekannteren Rheinorte besuchen, bietet Kaub authentische Erlebnisse abseits des Massentourismus. Mit seiner intimen Atmosphäre, den gut erhaltenen Fachwerkhäusern und dem direkten Zugang zur einzigartigen Zollburg Pfalzgrafenstein ist Kaub ein wahrer Geheimtipp für Kulturreisende und Geschichtsinteressierte.
Die optimale Reisezeit für einen Besuch in Kaub erstreckt sich von April bis Oktober. In dieser Zeit können Besucher nicht nur die Burg und das malerische Städtchen erkunden, sondern auch die spektakulären Herbstfarben in den umliegenden Weinbergen genießen. Ein besonderes Highlight ist die zehnminütige Fährfahrt zur Burginsel – der Beginn einer unvergesslichen Zeitreise.
Kaub beweist eindrucksvoll, dass authentische Reiseerlebnisse oft an den unscheinbarsten Orten zu finden sind. Diese kleine Stadt mit großer Geschichte bietet eine perfekte Mischung aus kulturellem Erbe, natürlicher Schönheit und rheinischer Gastfreundschaft – ein verstecktes Juwel im Herzen des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.