Was 695 Einwohner dieses französischen Bergdorfes über ihre 850 Jahre alte Sternkette verschweigen

Was 695 Einwohner eines französischen Bergdorfes seit über 850 Jahren über ihre mysteriöse Sternkette zwischen Felswänden bewahren, hat Reisende und Historiker gleichermaßen fasziniert. Moustiers-Sainte-Marie, ein Juwel der Provence, enthüllt endlich seine Geheimnisse, die es Jahrhunderte lang vor neugierigen Blicken geschützt hat.

Die legendäre Sternkette: Ein Rätsel in 135 Metern Höhe

Hoch über den terrakottafarbenen Dächern von Moustiers-Sainte-Marie schwebt ein goldener Stern zwischen zwei majestätischen Kalksteinklippen. Diese 1,25 Meter große und 150 Kilogramm schwere Konstruktion hängt an einer 135 Meter langen Kette und wacht seit Generationen über das Dorf. Doch warum wurde sie dort platziert?

Lokale Historiker und die wenigen verbliebenen Einwohner hüten sorgsam die Legende des Ritters Blacas d’Aulps aus dem 12. Jahrhundert. Nach seiner wundersamen Befreiung aus sarazenischer Gefangenschaft soll er den Stern aus Dankbarkeit gegenüber der Jungfrau Maria aufgehängt haben. Diese Geschichte, 1885 von Frédéric Mistral formalisiert, ist nur eine von vielen Erklärungsversuchen für dieses einzigartige Wahrzeichen.

Ein Dorf im Herzen zweier Naturwunder

Moustiers-Sainte-Marie liegt nicht nur malerisch zwischen Felsen eingezwängt, sondern auch strategisch im Zentrum zweier Naturwunder: dem Verdon-Naturpark und dem UNESCO-Geopark Haute-Provence. Diese Lage macht das Dorf zum perfekten Ausgangspunkt für Entdeckungsreisen in eine der geologisch faszinierendsten Regionen Europas.

Von hier aus können Besucher fünf thematische Geopark-Routen erkunden, darunter die „Kieselsteine-, Lavendel- und Bohnenkraut-Route“. Diese Kombination aus kulturellem Erbe und natürlicher Schönheit zieht jährlich Tausende von Besuchern an, ähnlich wie die Amalfiküste mit ihren herausfordernden 350 Höhenmetern.

Das Geheimnis der Fayence: Eine Kunst, die nur wenige beherrschen

Moustiers-Sainte-Marie ist nicht nur für seine Sternkette bekannt. Als „cité de la faïence“ bewahrt das Dorf eine jahrhundertealte Tradition der Keramikherstellung. In den engen Gassen finden sich noch heute Werkstätten, in denen Meister ihr Handwerk ausüben – eine Kunst, die nur noch von wenigen beherrscht wird.

Diese einzigartige Kombination aus Naturschönheit, Legende und Handwerkskunst macht Moustiers-Sainte-Marie zu einem Ort, der sich deutlich von überlaufenen Touristenzielen abhebt. Anders als die oft überfüllten Dörfer der Cinque Terre, bewahrt Moustiers seinen authentischen Charme.

Ein spiritueller Aufstieg: 262 Stufen zur Erleuchtung

Wer dem Geheimnis der Sternkette auf den Grund gehen möchte, muss den 262 Stufen langen Kreuzweg zur Kapelle Notre-Dame-de-Beauvoir erklimmen. Dieser Aufstieg ist nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch eine spirituelle Reise. Von oben bietet sich ein atemberaubender Blick auf das Dorf, das Adou-Tal und in der Ferne das Valensole-Plateau – ein Anblick, der die Anstrengung mehr als wert ist.

Herbst 2025: Die beste Zeit, Moustiers zu entdecken

Der Herbst 2025 verspricht, die ideale Saison zu sein, um die Geheimnisse von Moustiers-Sainte-Marie zu lüften. Mit angenehmen Temperaturen und weniger Touristenandrang können Besucher die Schönheit des Verdon-Naturparks in Ruhe genießen. Geplante Kunst- und Handwerksmärkte sowie geführte Wanderungen bieten einzigartige Einblicke in die Kultur und Natur der Region.

Anders als in vielen überlaufenen Touristenorten, wo Einheimische ihre Geheimnisse oft für sich behalten, wie etwa auf der Insel Rab, sind die Bewohner von Moustiers-Sainte-Marie stolz darauf, ihre Traditionen und Geschichten mit Besuchern zu teilen. Diese Offenheit macht das Dorf zu einem wahren Schatz für Kulturliebhaber und Naturenthusiasten gleichermaßen.

Moustiers-Sainte-Marie beweist, dass echte Magie nicht in überfüllten Touristenfallen zu finden ist, sondern in den sorgsam bewahrten Geheimnissen kleiner Dörfer, die ihre Identität über Jahrhunderte hinweg gepflegt haben. Hier, zwischen den Felsen der Provence, wartet eine Welt darauf, entdeckt zu werden – eine Welt, in der Legenden lebendig sind und das Handwerk noch wahre Kunst ist.