Dieses sächsische Zittau von 25500 Einwohnern bewahrt seit 552 Jahren Europas größtes Fastentuch mit 90 biblischen Szenen

Verborgene Kulturschätze locken oftmals an den unerwartetsten Orten. So auch in Zittau, einer 25.500-Einwohner-Stadt im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Hier wartet ein mittelalterliches Weltwunder darauf, entdeckt zu werden: Das größte Fastentuch Europas, ein beeindruckendes Zeugnis sakraler Kunst aus dem Jahr 1472.

Ein textiles Meisterwerk von Weltrang

Mit seinen imposanten Ausmaßen von 56 Quadratmetern überragt das Große Zittauer Fastentuch alle vergleichbaren Werke in Europa. Dieses einzigartige Kulturgut beherbergt 90 detailreich gestaltete biblische Szenen, die Besucher in die faszinierende Welt des Mittelalters eintauchen lassen. Die schiere Größe und künstlerische Raffinesse machen das Tuch zu einem der bedeutendsten erhaltenen textilen Kunstwerke des Abendlandes.

Eine Zeitreise in die Vergangenheit

Im Zittauer Stadtmuseum „Kirche zum Heiligen Kreuz“ können Besucher dieses außergewöhnliche Fastentuch hautnah erleben. Die weltweit größte Museumsvitrine schützt das fragile Textil und ermöglicht gleichzeitig eine optimale Präsentation. Geöffnet von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr, bietet das Museum faszinierende Einblicke in die mittelalterliche Fastenpraxis und Kunstfertigkeit.

Zittau – Kleinod im Dreiländereck

Die beschauliche Stadt Zittau überrascht nicht nur mit ihrem kulturellen Erbe. Eingebettet in die malerische Landschaft des Zittauer Gebirges, dem kleinsten Mittelgebirge Deutschlands, bietet sie ideale Bedingungen für Naturliebhaber und Wanderer. Die einzigartige Kombination aus Kultur und Natur macht Zittau zu einem Geheimtipp für Entdecker abseits ausgetretener Touristenpfade.

Architektonisches Juwel mit grünem Herzen

Zittaus historische Altstadt besticht durch ihre gut erhaltene Renaissancearchitektur. Ein besonderes Highlight ist der „Grüne Ring“ – ein Baumkranz, der die Altstadt vollständig umschließt und an die Stelle der ehemaligen Stadtmauer getreten ist. Diese einzigartige Symbiose aus historischer Bausubstanz und Natur verleiht Zittau einen ganz besonderen Charme.

Kulturelles Erbe trifft moderne Interpretation

Die Bedeutung des Zittauer Fastentuches reicht weit über die Stadtgrenzen hinaus. Im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 wurde eine originalgetreue Kopie des Tuches ausgestellt, die die anhaltende Relevanz dieses mittelalterlichen Meisterwerks für die zeitgenössische Kultur unterstreicht.

Entdeckungsreise ins Dreiländereck

Zittau eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für Erkundungen der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzregion. Die Stadt ist Teil der Via Sacra, einer Kulturroute, die bedeutende Sakralbauten der Region verbindet. Radfahrer und Wanderer können auf dem „Zittauer Sagenpfad“ die lokale Geschichte und Legendenwelt erkunden.

Ein Kulturgut von internationalem Rang

Das Große Zittauer Fastentuch gehört zu den 18 vollständig erhaltenen Fastentüchern des Feldertyps weltweit. Seine Einzigartigkeit wird durch die Tatsache unterstrichen, dass es das einzige erhaltene gemalte Fastentuch in Deutschland ist. Diese Seltenheit macht Zittau zu einem Mekka für Kunsthistoriker und Kulturinteressierte aus aller Welt.

Nachhaltiger Kulturtourismus im Aufwind

Die Kombination aus authentischer Kleinstadtatmosphäre, einzigartiger Fastentuch-Ausstellung und naturnahem Erlebnis im Zittauer Gebirge macht die Stadt zu einem aufstrebenden Ziel für nachhaltigen Kulturtourismus. Ähnlich wie Goslar mit seinen UNESCO-Welterbestätten beweist Zittau, dass auch kleinere Städte kulturelle Schätze von Weltrang beherbergen können.

Ein Besuch, der die Sinne öffnet

Wer Zittau besucht, erlebt nicht nur ein außergewöhnliches Kunstwerk, sondern taucht ein in eine faszinierende Welt zwischen Tradition und Moderne. Ähnlich wie die sorbische Kultur in Cottbus offenbart sich auch in Zittau eine einzigartige regionale Identität, die es zu entdecken gilt. Das Große Fastentuch ist dabei nicht nur ein Fenster in die Vergangenheit, sondern auch ein Spiegel unserer heutigen Gesellschaft – ein Kulturgut, das es zu bewahren und zu würdigen gilt.