Die französische Automobillegende kehrt zurück – aber anders als erwartet. Während Nostalgiker von einem offiziellen Citroën 2CV électrique träumen, zeigt die Realität 2025 ein faszinierendes Spiel zwischen Mythos und Moderne. Als Automobil-Experte enthülle ich, warum diese Geschichte deutscher Autofahrer mehr bewegt als jeder Tesla-Vergleich.
Die Wahrheit überrascht: Citroën plant keinen elektrischen 2CV-Nachfolger für 2025. Designchef Pierre Leclercq bestätigte lediglich, dass die Tür für Retro-Designs „nicht geschlossen“ sei – ausgelöst durch den Erfolg des Renault 5. Stattdessen entstehen in deutschen Werkstätten wahre Elektro-Kunstwerke.
Die heimlichen Helden: Deutsche 2CV-Elektro-Pioniere
In Langgöns arbeitet Garage 2CV seit 2013 an der „Akku-Ente“ – einem straßenzugelassenen Elektro-2CV mit TÜV-Gutachten. Diese Umrüstungen erreichen 120-150 km Reichweite bei nur 10-15 kWh Akkukapazität. Das Geheimnis liegt im legendären Leergewicht unter 600 kg, das moderne Elektroautos nicht erreichen.
Parallel entwickelt Lorey Maschinenbau CNC-gefertigte Umrüstkits mit deutscher EMV-Zertifizierung. Die Ladezeit beträgt 3-6 Stunden bei 3,7-11 kW AC-Ladung – perfekt für den nostalgischen Tagesausflug. Während Tesla-Konkurrenz unter 25.000 Euro den Massenmarkt erobert, kostet eine E-2CV-Umrüstung ab 40.000 Euro.
Warum Citroën den ë-C3 statt 2CV-Revival wählt
Die Strategie ist klar: Der Citroën ë-C3 ab 23.300 Euro mit 320 km Reichweite und 44 kWh Akku zielt auf urbane Nutzer. Produktionsstandort Slovakei, moderne Assistenzsysteme und Over-the-Air-Updates – das komplette Gegenteil zur minimalistischen 2CV-Philosophie.
Während Journalisten ein Retro-Revival fordern, betont Citroëns Designsprache „praktische Nachhaltigkeit“. Die „Oli“-Elemente wie waagrechte Lüftungsschlitze und Textilbezüge sprechen eine andere Sprache als die gewölbten Kotflügel der Originalente.
Der deutsche Markt zwischen Nostalgie und Realität
Deutsche Autofahrer zeigen gespaltene Reaktionen. Oldtimer-Sammler schätzen E-2CV-Umbauten als Lifestyle-Statement mit Steuerbefreiung. Praktiker bevorzugen moderne Alternativen wie den ë-C3 oder warten auf günstige Leasing-Rückläufer etablierter Elektromodelle.
Die Zielgruppen unterscheiden sich fundamental: Während Premium-Elektroautos 500km Reichweite für Langstrecken bieten, lockt die Elektro-Ente mit 120 km für emotionale Kurztrips.
Händlernetz-Realität: Spezialisierung statt Masse
Für 2025 ist keine Integration elektrischer 2CV-Modelle in Citroën-Händler geplant. Vertrieb und Support erfolgen durch spezialisierte Werkstätten wie Garage 2CV, die sogar Probefahrten anbieten. Diese Nischenstrategie erklärt die Preisstruktur ab 40.000 Euro gegenüber 23.300 Euro für den ë-C3.
Retro-EV-Trend: Europa zwischen Vergangenheit und Zukunft
Der europäische Markt zeigt starke Nachfrage nach elektrischen Retro-Modellen. Renault 5 ab 25.000 Euro mit 300 km Reichweite startet 2024 erfolgreich. Tesla Model 3 und VW ID.3 zielen mit über 400 km Reichweite und Preisen über 35.000 Euro auf ein anderes Marktsegment.
Die Elektro-2CV-Umrüstung positioniert sich als Premiumlösung für Enthusiasten – nicht als Alltagsauto. Diese Strategie erklärt, warum Citroën offiziell auf neue Entwicklungen setzt statt auf Retro-Nostalgie.
Die Legende lebt weiter – nur anders als erwartet. Deutsche Spezialwerkstätten bewahren den 2CV-Mythos elektrisch, während Citroën mit dem ë-C3 die Zukunft erschwinglicher E-Mobilität gestaltet. Für Nostalgiker bleibt die Elektro-Ente ein faszinierendes Nischensegment zwischen Vergangenheit und nachhaltiger Zukunft.