Nur 30 km östlich von Berlin beherbergt das beschauliche Rüdersdorf mit seinen 15.889 Einwohnern ein architektonisches Juwel, das selbst eingefleischte Hauptstadtkenner überraschen dürfte. Das Kulturhaus „Martin Andersen Nexö“, oft liebevoll als „Akropolis von Rüdersdorf“ bezeichnet, ist ein beeindruckendes Beispiel des sozialistischen Klassizismus und gilt als eines der besterhaltenen DDR-Kulturhäuser Deutschlands.
Ein mediterraner Hauch sozialistischer Baukunst
Erbaut zwischen 1954 und 1956 nach Plänen des Architekten Emil Leibold, überrascht das Kulturhaus mit seiner imposanten Erscheinung. Die tempelartige Fassade mit monumentaler Säulenvorhalle erinnert tatsächlich an die griechische Akropolis – ein faszinierender Kontrast zur industriell geprägten Umgebung des ehemaligen Kalksteinabbaugebiets. Diese unerwartete Verbindung von mediterranem Flair und sozialistischer Architektur macht das Gebäude zu einem einzigartigen Fotomotiv.
Zeitreise in die DDR-Kulturpolitik
Das Kulturhaus war mehr als nur ein Gebäude – es verkörperte die Ideale der sozialistischen Kulturrevolution. Mit seinem 550 Plätze fassenden Hauptsaal, der Bibliothek und zahlreichen Versammlungsräumen diente es als Zentrum des gesellschaftlichen Lebens für die Arbeiter des VEB Zementwerks Rüdersdorf. In seiner Blütezeit zog es jährlich bis zu 80.000 Besucher an – eine beeindruckende Zahl für einen Ort dieser Größe.
Auferstehung eines Kulturdenkmals
Heute erlebt das Kulturhaus eine Renaissance. Seit Ende 2024 läuft eine umfassende Sanierung, die das architektonische Erbe behutsam in die Zukunft führt. Mit Bundesmitteln in Höhe von 2,2 Millionen Euro wird nicht nur die Fassade erneuert, sondern auch die Haustechnik modernisiert und Barrierefreiheit geschaffen. Die geplante Fertigstellung Anfang 2028 verspricht, dieses Juwel der DDR-Architektur in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Ein Ausflug in die Vergangenheit mit Blick in die Zukunft
Trotz der laufenden Arbeiten bleibt das Kulturhaus ein lohnenswertes Ausflugsziel. Die imposante Außenansicht bietet sich weiterhin für beeindruckende Fotos an. Kombinieren Sie Ihren Besuch mit einer Erkundung des nahegelegenen Museumsparks Rüdersdorf, der die faszinierende Industriegeschichte der Region lebendig werden lässt. Ähnlich wie die 800 Jahre alte Synagoge in Erfurt ist das Kulturhaus ein bedeutendes Zeugnis deutscher Geschichte, das es zu bewahren gilt.
Praktische Tipps für Ihren Besuch
Die Anreise von Berlin gestaltet sich unkompliziert: Nehmen Sie die S-Bahn S3 bis Erkner und dann den Bus 950 nach Rüdersdorf. Für aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten und Veranstaltungen empfiehlt sich ein Blick auf die Website der Gemeinde Rüdersdorf oder ein Anruf unter +49 33638 4610. Beachten Sie, dass die volle Barrierefreiheit erst mit Abschluss der Sanierung 2028 gewährleistet sein wird.
Ein Juwel abseits ausgetretener Pfade
Das Kulturhaus „Martin Andersen Nexö“ ist mehr als nur ein Gebäude – es ist ein faszinierendes Stück deutscher Geschichte, das die Transformation von der DDR-Ära bis in die Gegenwart verkörpert. Ähnlich wie die 1300 Jahre alte Klosterbrauerei am Tegernsee zeigt es, dass wahre kulturelle Schätze oft abseits der bekannten Touristenpfade zu finden sind.
Ob Sie sich für Architektur, Geschichte oder einfach ungewöhnliche Ausflugsziele interessieren – die „Akropolis von Rüdersdorf“ bietet einen einzigartigen Einblick in die Verschmelzung von sozialistischer Ideologie und klassischer Baukunst. Während Berlin mit seinen bekannten Sehenswürdigkeiten lockt, erwartet Sie hier, nur eine kurze Fahrt entfernt, ein Stück unterschätztes deutsches Kulturerbe, das es zu entdecken gilt. Planen Sie Ihren Besuch und lassen Sie sich von diesem architektonischen Paradox in Brandenburg überraschen!