Weniger touristisch als Essen versteckt diese Ruhrgebietsstadt von 174.917 Einwohnern Deutschlands älteste karolingische Festung

Ich stehe gerade an den Ufern der Ruhr, wo das erste Morgenlicht die 1140 Jahre alten Mauern von Schloss Broich vergoldet. Kaum 25 Kilometer von Düsseldorf entfernt, offenbart sich Mülheim an der Ruhr als faszinierendes Zeitparadox. Auf nur 91 Quadratkilometern treffen hier Deutschlands älteste karolingische Festungsanlage und eines der modernsten Wassermuseen des Landes aufeinander.

Während meine Kamera-schwingende Frau Sarah die Morgenstimmung einfängt, beobachte ich, wie ein einsamer Kajakfahrer die spiegelglatte Ruhr durchschneidet – der perfekte Kontrast zwischen dem mittelalterlichen Gemäuer und der lebendigen Flusslandschaft.

Wie eine 1140 Jahre alte Festung direkt neben modernster Wasserkultur existiert

Schloss Broich wurde 883/884 n. Chr. errichtet und ist damit älter als die meisten Stadtbefestigungen Kölns. „Es ist die Keimzelle Mülheims – hier begann die Stadtgeschichte“, erklärte mir ein lokaler Historiker beim Rundgang durch die beeindruckend erhaltenen Mauern.

Kaum 800 Meter flussabwärts erhebt sich der Aquarius-Wasserturm mit seinem hochmodernen Wassermuseum. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Während Mülheims Schloss Broich die älteste Festung der Region ist, finden Sie weitere beeindruckende Schlossschätze im Rheinland.

Die Stadt mit ihren 174.917 Einwohnern präsentiert auf engstem Raum eine Dichte historischer und moderner Attraktionen, die selbst viel größere Metropolen in den Schatten stellt. Der Wasserbahnhof auf der Schleuseninsel ist weltweit einzigartig – eine architektonisch brillante Kombination aus Anlegestellen, Parkplätzen und Erholungsgebiet.

Das überraschende Nebeneinander von Industriegeschichte und Naturparadies

Mülheim gehört zu den Vorreitern nachhaltiger Stadtentwicklung, ähnlich wie andere nachhaltige Stadtentwicklungen in Deutschland. Was mich besonders überrascht: Die Stadt hat zwar nur ein Drittel der Fläche von Essen, bietet aber doppelt so viel Grünfläche pro Einwohner.

„Hier kannst du morgens eine tausendjährige Festung besichtigen, mittags im Naturbad schwimmen und abends ein Jazz-Konzert unter freiem Himmel genießen – alles zu Fuß erreichbar. Diese Vielfalt auf so kleinem Raum ist einmalig im Ruhrgebiet.“

Der RS1-Radschnellweg, eine 17 km lange asphaltierte Route, verbindet Mülheim mit Essen und wird bis 2025 noch weiter ausgebaut. Vom neu eröffneten Stadtviadukt – einer umgebauten Eisenbahnbrücke – bietet sich ein atemberaubender Blick über die Flusslandschaft.

Die Stadt erlebt gerade eine Renaissance als „transformatives Zentrum“ des Ruhrgebiets. Mit 19% internationalen Einwohnern und einer lebendigen Kulturszene entwickelt sich Mülheim zu einem Schmelztiegel kreativer Energie. Neben Mülheims Wasserbahnhof können Wasserfans auch weitere Wasserattraktionen in NRW entdecken.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zur Altstadt erfolgt über die Ruhrpromenade, wo Sie kostenlos parken können. Besuchen Sie Schloss Broich am frühen Morgen (öffnet um 9 Uhr), wenn das Licht für Fotos perfekt ist und Sie die historischen Mauern fast für sich allein haben.

Das Insider-Highlight ist die Freilichtbühne, die als schönste Naturbühne Nordrhein-Westfalens gilt. Während des Sommers 2025 finden hier das Castle Rock Festival und der Ruhr Reggae Summer statt – lokale Events, die selbst vielen Düsseldorfern unbekannt sind.

Für das authentischste kulinarische Erlebnis besuchen Sie das Landhaus Höppeler, ein historisches Gut mit regionalen Spezialitäten. Abends lohnt sich ein Besuch in Franky’s Bar mit ihrem einzigartigen Stadtpanorama – ein Geheimtipp unter Einheimischen.

Nach der Erkundung der Ruhr in Mülheim können Sie auch weitere Naturschönheiten am Rhein entdecken.

Als ich mit meiner Tochter Emma am Ufer der Ruhr entlangspaziere, wird mir klar, dass Mülheim wie ein perfekt komponiertes Zeitgedicht ist – mittelalterliches Erbe und industrielle Vergangenheit verschmelzen mit grüner Zukunft. In der lokalen Mundart sagt man „Mölm blievt Mölm“ (Mülheim bleibt Mülheim) – ein Ausdruck des Stolzes auf die einzigartige Identität dieser Stadt, die gleichzeitig in verschiedenen Jahrhunderten zu existieren scheint.