Dieses zypriotische Bergdorf von 250 Einwohnern produziert den ältesten benannten Wein der Welt

Ich stehe auf einem gepflasterten Dorfplatz, während die Sonne über den Troodos-Bergen aufgeht. Ringsum ragen 250 Jahre alte Kalksteinhäuser auf, die Heimat der gerade mal 250 Einwohner von Vasa Koilaniou. In diesem kleinen Bergdorf auf 750 Metern Höhe versteckt sich ein Weinbauerbe, das jeden ambitionierten Weintouristen sprachlos macht. Während meine Schritte über das alte Kopfsteinpflaster hallen, begreife ich: Hier schlummert die 3.200-jährige Geschichte des ältesten benannten Weins der Welt – der Commandaria.

Warum dieses 250-Einwohner-Dorf 2025 zum authentischsten Weinerlebnis Zyperns wird

Vasa Koilaniou liegt nur 30 Kilometer nördlich von Limassol, fühlt sich aber an wie eine Zeitreise. Anders als im überlaufenen Nachbardorf Omodos mit seinen Touristenbussen und Souvenirläden ist hier die Authentizität noch greifbar. Während rheinhessische Weindörfer mit historischen Weinbergen für ihre Riesling-Reben bekannt sind, konzentriert sich Vasa auf etwas viel Selteneres.

Im Argyrides-Weingut empfängt mich Costas, ein Winzer in fünfter Generation. Auf dem Familienbesitz mit 8 Hektar Rebfläche zeigt er mir alte Steinpressen, die seit dem 18. Jahrhundert genutzt werden. „Unsere Urgroßväter haben die gleichen Techniken angewandt, die wir heute noch nutzen“, erklärt er, während er eine Flasche Commandaria öffnet – einen süßen Dessertwein, den bereits die Kreuzritter tranken.

Der echte Zauber von Vasa liegt aber in einem Ereignis: Im September 2025 öffnet das Dorf seine Tore für das jährliche Traubenfest. Was dieses Fest von anderen unterscheidet? Hier werden Besucher nicht zu passiven Zuschauern degradiert, sondern dürfen aktiv an der Ernte und dem traditionellen Traubenstampfen teilnehmen – ein Erlebnis, das in den bekannten Weinregionen Europas längst der Vergangenheit angehört.

„Im Gegensatz zu den Weintouren in der Toskana oder Bordeaux, wo man nur zusieht und verkostet, tauchen Sie hier buchstäblich mit beiden Füßen in eine jahrtausendealte Tradition ein. Diese Verbindung zum Wein ist unbeschreiblich authentisch.“

Der versteckte Kontrast zu überlaufenen Mittelmeer-Weinzielen

Während Massentourismus viele mediterrane Weindörfer verändert hat, hält Vasa Koilaniou an seinen Wurzeln fest. Anders als italienische Dörfer, die Besucher ohne Massentourismus empfangen, begrenzt Vasa bewusst seine Besucherzahlen, um die Intimität zu wahren. Trotz der geringen Einwohnerzahl strömen beim Traubenfest plötzlich mehrere hundert Besucher ins Dorf – eine beeindruckende Verwandlung.

Was Vasa besonders macht, ist die Kombination aus Tradition und Zugänglichkeit. Ähnlich wie die Savoyer Weingeheimnisse in Frankreich bietet Vasa Koilaniou authentische Weintradition, jedoch mit einer viel intimeren Atmosphäre. Hier gibt es keine Warteschlangen, keine überteuerten Verkostungen und keine inszenierte Folklore.

Besonders faszinierend ist die Commandaria-Herstellung. Die Trauben werden nach der Ernte 12 Tage lang auf Strohmatten in der Sonne getrocknet, bevor sie gepresst werden – eine Methode, die seit der Antike unverändert geblieben ist. Die Winzer nutzen dafür oft noch Steinpressen aus dem 19. Jahrhundert, die in Familienkellern versteckt sind.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zeitpunkt für einen Besuch in Vasa Koilaniou ist definitiv September 2025. Das Traubenfest findet in der zweiten Septemberwoche statt, aber Sie sollten schon sechs Wochen vorher Ihre Teilnahme anmelden. Die aktive Teilnahme am Traubenstampfen ist begrenzt und schnell ausgebucht.

Planen Sie Ihre Anreise über die Straße E601 von Limassol aus. Im Dorf gibt es kostenlose Parkplätze am Ortseingang. Für die authentischste Erfahrung empfehle ich, mindestens eine Nacht in einer der traditionellen Unterkünfte zu verbringen. Die Pension Gerovrysi bietet einfache aber gemütliche Zimmer für etwa 60€ pro Nacht.

Ein Insider-Tipp: Besuchen Sie das Zivania-Museum, wo Sie sehen können, wie der traditionelle zypriotische Tresterbrand in Originaltongefäßen aus dem 18. Jahrhundert hergestellt wird. Und verpassen Sie nicht den Sonnenaufgang von der Gerovrysi-Brücke – der Blick auf die Rebhänge im Morgenlicht ist magisch.

Während meine Frau Sarah die alten Steinmetzarbeiten an den Kirchenfenstern fotografiert, denke ich darüber nach, wie selten solche unberührten Orte geworden sind. In einer Welt von Instagram-Hotspots und überfüllten Weinrouten ist Vasa Koilaniou wie ein gut gehütetes Geheimnis – ein Ort, wo Weinbau nicht zur Show, sondern aus Leidenschaft betrieben wird. „Wein ist unser Blut,“ sagte mir ein alter Winzer beim Abschied. In Vasa Koilaniou spürt man, dass diese Worte keine leere Phrase sind, sondern die Essenz eines Dorfes, das seinen Wein seit Jahrtausenden mit Stolz und Hingabe produziert.