Ich schlängele mich gerade durch die schmalen, kopfsteingepflasterten Straßen von Malmedy, einer Stadt mit nur 12.950 Einwohnern in den belgischen Ardennen. Die Luft ist erfüllt vom Duft frisch gebackener Waffeln und dem unverwechselbaren Aroma einer lokalen Mikrobrauerei. Was mich jedoch wirklich fasziniert, ist die sprachliche Dualität – Straßenschilder in Französisch und Deutsch, Gespräche, die mühelos zwischen den Sprachen wechseln. Hier, 369 Kilometer östlich von Paris, bereitet sich ein kulturelles Kleinod auf ein bemerkenswertes Jubiläum vor, das es 2025 ins Rampenlicht der europäischen Kulturszene katapultieren wird.
100 Jahre belgische Zugehörigkeit: Warum 2025 das Jahr Malmedys wird
Als ich das beeindruckende Malmundarium betrete – ein ehemaliges Benediktinerkloster aus dem Jahr 648 n.Chr. – erklärt mir der Kurator die historische Bedeutung: „2025 feiert Malmedy ein ganzes Jahrhundert als Teil Belgiens.“ Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die einst deutsche Stadt 1925 offiziell belgisch, behielt aber ihre sprachliche Identität bei.
Diese kulturelle Hybridität macht Malmedy einzigartig. Mit einer 5% deutschsprachigen Minderheit genießt die Stadt den Status einer „Fazilitätengemeinde“ – offizielle Dokumente und Beschilderungen müssen in beiden Sprachen verfügbar sein. Im Gespräch mit Anwohnern höre ich die seltene Mischung aus wallonischem Akzent und deutschen Ausdrücken.
Während andere europäische Städte wie Flensburg sich auf ihre maritimen Jubiläen 2025 vorbereiten, plant Malmedy eine beeindruckende Feier seiner belgisch-deutschen Identität. Das Programm umfasst 15 Sonderausstellungen, historische Umzüge und eine erweiterte Version des berühmten Cwarmê-Karnevals.
Das Malmundarium: Von mittelalterlichen Mönchen zum kulturellen Hotspot
Im Herzen der Stadt thront das Malmundarium, ein faszinierendes 4.500 m² großes Kulturzentrum im ehemaligen Kloster. In den historischen Hallen entdecke ich Werkstätten für traditionelles Lederhandwerk und Papierschöpfung – Handwerkskünste, die hier seit Jahrhunderten praktiziert werden.
Der absolute Höhepunkt ist das Carnaval-Studio, wo Besucher die aufwendigen Masken und Kostüme des Cwarmê-Karnevals bestaunen können. „Diese Masken erzählen Geschichten, die älter sind als die politischen Grenzen“, erzählt mir ein lokaler Handwerker, während er an einer kunstvollen Ledermaske arbeitet. Der Karneval selbst, mit seinen vier Hauptfiguren und jahrhundertealten Traditionen, wird 2025 besonders spektakulär inszeniert.
Die Bewahrung historischer Handwerkstechniken erinnert an andere historische Juwelen Europas, wo Tradition lebendig bleibt. Doch Malmedy geht noch einen Schritt weiter: Für 2025 plant man tägliche Workshops, bei denen Besucher selbst traditionelle Kunsthandwerke erlernen können.
„In all meinen Reisen durch Europa habe ich keinen Ort gefunden, der seine zweisprachige Identität so mühelos in den Alltag integriert. In Malmedy ist Kultur keine Ausstellung hinter Glas – sie wird gelebt.“
Zwischen Karnevalstraditionen und unberührter Natur
Was Malmedy von seinem bekannteren Nachbarn Spa unterscheidet, ist die seltene Kombination aus kulturellem Reichtum und Naturschönheit. Während Spa für seine Wellness-Angebote berühmt ist, besticht Malmedy durch seinen authentischen Charakter und die Nähe zum Hohen Venn, einem der ältesten Naturschutzgebiete Belgiens.
Auf meiner morgendlichen Wanderung, nur 15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt, entdecke ich Moorlandschaften, die seit der letzten Eiszeit nahezu unverändert geblieben sind. Die Ardennenregion um Malmedy bietet ähnlich überraschende Mikroklimata wie Deutschlands versteckte Weinregionen, was zu einer erstaunlichen Biodiversität führt.
Beim Abstieg vom Rocher de Falize, einem versteckten Aussichtspunkt mit Blick auf die Warche-Schlucht, treffe ich auf einen lokalen Naturführer. Er erklärt mir, dass für 2025 sieben neue Themenwanderwege geplant sind, die Kultur- und Naturerlebnisse verbinden – perfekt für den wachsenden Trend des „Waldbadens“ (Shinrin-Yoku).
Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen
Der beste Zugang zu Malmedy erfolgt über die E42, mit kostenlosem Parken am Malmundarium. Besuchen Sie die Stadt am frühen Morgen an Wochentagen, wenn lokale Bäcker frische „Gosette“-Pflaumentaschen anbieten – ein Frühstück, das Einheimische bevorzugen.
Für das Jubiläumsjahr 2025 empfehle ich, Unterkünfte mindestens 6 Monate im Voraus zu buchen, besonders wenn Sie die Höhepunkte des Cwarmê-Karnevals (Februar/März) oder die Braderie (Juni) erleben möchten. Ein Geheimtipp: Die kleine Brasserie de Bellevaux, 7 km außerhalb der Stadt, bietet Brauereiführungen mit Verkostungen an – perfekt nach einer Wanderung im Hohen Venn.
Als ich heute Abend meiner Frau Sarah von meinen Entdeckungen berichte, weiß ich: Malmedy verkörpert das wahre Europa – ein Ort, wo Grenzen verschwimmen und Traditionen lebendig bleiben. Genau wie die mächtigen Ardennen-Eichen, die Jahrhunderte überdauert haben, steht diese kleine Stadt für eine kulturelle Widerstandsfähigkeit, die 2025 ihre wohlverdiente Anerkennung finden wird.