Stehe ich hier wirklich an der gleichen Stelle, an der Goethe einst mit Schiller diskutierte? Die Luft in Jena fühlt sich anders an – intellektuell aufgeladen und doch entspannt. Während die 109.725 Einwohner dieser thüringischen Stadt ihrem Alltag nachgehen, bin ich fasziniert vom erstaunlichen Kontrast: High-Tech-Labore neben Gebäuden aus dem 16. Jahrhundert. Das Mikroskop in meiner Hand stammt aus den Carl Zeiss Werken, die hier ihren Ursprung haben, während im Hintergrund der majestätische JenTower die Skyline dominiert.
Wissenschaft trifft Poesie: Jenas unerwartete Gegensätze
Jenas Herzschlag ist ein faszinierender Rhythmus zwischen optischer Weltklasse-Technologie und tiefverwurzelter deutscher Literaturgeschichte. Die Stadt beherbergt eine der ältesten Universitäten Deutschlands, gegründet 1558, die heute ein Viertel der Bevölkerung ausmacht.
Während ich durch die Gassen schlendere, entdecke ich, dass 20% der Einwohner Studenten sind – ihr lebendiger Geist prägt die Atmosphäre. Ähnlich wie Stockholm mit seinen malerischen Gassen nutzt Jena seine Hügellandschaft für atemberaubende Ausblicke über das Saaletal.
Das Zeiss-Planetarium, eines der ältesten der Welt, steht stolz als Symbol für Jenas wissenschaftliche Tradition. Gleichzeitig atmet man in Schillers Gartenhaus die Luft der Weimarer Klassik. Im Gegensatz zu anderen historischen Städten wie Forchheim mit seinen historischen Bierkellern konzentriert sich Jena auf intellektuelle Schätze.
109.725 Einwohner, 20% Studenten: Die andere Universitätsstadt
Im Gegensatz zu anderen deutschen Städten wie Frankfurt (Oder) mit ähnlicher Einwohnerzahl hat Jena eine einzigartige Dualität entwickelt. Die Stadt verdankt ihren Wohlstand der Optikindustrie, während ihre Seele von Dichtern und Denkern geprägt wurde.
„In Jena spürt man die Vergangenheit und Zukunft gleichzeitig. Morgens trinke ich Kaffee im historischen Café, mittags esse ich in der Mensa zwischen Studenten, und abends beobachte ich die Sterne durch ein Zeiss-Teleskop.“
„Hier verschmelzen Wissenschaft und Poesie so natürlich wie die Saale durch die Stadt fließt. Kein anderer Ort verbindet diese Welten so harmonisch – nicht einmal das viel bekanntere Weimar.“
Während Zeiss, Schott und Jenoptik mit ihren Forschungszentren die wirtschaftliche Basis bilden, sorgen die 23.000 Studenten für kulturelle Vielfalt. Die Straßencafés entlang der Wagnergasse bieten im Sommer 2025 die perfekte Kulisse, um diese Verschmelzung zu erleben.
Vom Zeiss-Planetarium zum Schillers Gartenhaus: Eine kulturelle Entdeckungsreise
Mein Besuch beginnt am besten am Marktplatz, wo der Hanfried – eine Statue von Johann Friedrich dem Großmütigen – über die Stadt wacht. Von hier aus sind es nur 15 Gehminuten zum Planetarium, das diesen Sommer täglich von 10-17 Uhr geöffnet hat.
Während Basel mit seinen 40 Kunstmuseen auf Quantität setzt, konzentriert sich Jena auf tiefgreifende Erfahrungen. Im Optischen Museum erfahren Sie, wie Ernst Abbe und Carl Zeiss die moderne Optik revolutionierten.
Besuchen Sie unbedingt das Café Immergrün unter einem alten Apfelbaum – ein Geheimtipp, den Ihnen Reiseführer verschweigen. Genießen Sie dort den Jenaer Wein, eine Rarität aus einem der nördlichsten Weinanbaugebiete Deutschlands.
Sommer 2025: Warum jetzt die perfekte Zeit für einen Besuch ist
Der Juni 2025 bietet ideale Bedingungen für einen Besuch. Mit Temperaturen um 23°C können Sie problemlos die Stadt zu Fuß erkunden. Im Sommer bietet Jena ähnlich wie Stockholm wunderschöne Flusslandschaften – ideal für Abendsspaziergänge entlang der Saalepromenade.
Besonders empfehlenswert ist der Botanische Garten, einer der ältesten in Deutschland, der mit 12.000 Pflanzenarten in voller Blüte steht. Der Eintritt ist kostenfrei, ein seltener Luxus in Zeiten steigender Tourismuspreise.
Als ich Emma Fotos vom Jentower zeigte, war meine siebenjährige Tochter begeistert von diesem „Bleistift-Gebäude“. Sarah, meine Frau, hat die Sonnenuntergänge über dem Saaletal fotografiert – goldenes Licht, das die historischen Fassaden in warme Farben taucht.
Jena ist wie ein gut gebundenes Buch – unscheinbar von außen, aber voller Tiefe im Inneren. Zwischen Mikroskopen und Manuskripten entdeckt man hier eine Stadt, die beweist, dass Wissenschaft und Kultur keine Gegensätze sein müssen, sondern zwei Seiten derselben Medaille.