# Dieses chinesische Tal hat Seen in 7 wechselnden Farben (ein Unterwasser-Kaleidoskop auf 4.500 Metern Höhe)

Die Seen in Jiuzhaigou leuchten wie flüssige Juwelen – kein Photoshop, sondern pure Naturmagie! Als ich im vergangenen Herbst durch dieses Gebirgswunder in Sichuan streifte, wurde mir klar: Der „Tal der Neun Dörfer“ genannte Nationalpark ist eines jener seltenen Orte, die selbst abgebrühte Reiseprofis zum Staunen bringen. Hinter der chinesischen Tourismusfassade verbirgt sich ein 720 Quadratkilometer großes Reich aus türkisfarbenen Seen, majestätischen Wasserfällen und herbstlich gefärbten Laubwäldern, das seit 1992 verdientermaßen zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt.

Der perfekte Zeitpunkt: Warum der Herbst in Jiuzhaigou unbeschreiblich ist

„Wer Jiuzhaigou nicht im Herbst erlebt, hat nur die halbe Schönheit gesehen“, erklärte mir Liu Wei, ein lokaler Naturführer. Von September bis Oktober tauchen sich die Wälder in ein Farbenmeer aus Gold, Orange und Rot, das sich spiegelglatt in den kristallklaren Seen reflektiert. Die Tagestemperaturen sind mild, während die Nächte in der Höhenlage zwischen 2.000 und 4.500 Metern bereits empfindlich kühl werden können. Packt auf jeden Fall warme Kleidung ein!

Five Flower Lake – ein Unterwasser-Kaleidoskop

Der berühmte Five Flower Lake zeigt je nach Tageszeit und Lichteinfall wechselnde Farbschattierungen – von Türkis über Azurblau bis hin zu Smaragdgrün. „Die Farbe wechselt bis zu sieben Mal am Tag“, schwärmt Naturfotograf Zhang Min. „Der See scheint zu atmen.“ Besonders faszinierend: die klar sichtbaren, abgestorbenen Baumstämme am Grund, die wie natürliche Skulpturen wirken. Wasserfallgalerie nach Regenschauern bietet ein ähnlich beeindruckendes Naturschauspiel.

Nuorilang – Chinas breitester Wasserfall mit Überraschungen

Der 20 Meter hohe und 270 Meter breite Nuorilang-Wasserfall ist ein absolutes Highlight. Was viele nicht wissen: Bei Sonnenaufgang bilden sich hier regelmäßig Regenbögen im aufsteigenden Nebel. Kommt früh, um dieses Schauspiel zu erleben! Die Legende besagt, dass der Wasserfall aus den Tränen einer verlassenen tibetischen Prinzessin entstanden sein soll – eine der vielen mystischen Geschichten, die diesen Ort umranken.

Die deutsche Route nach Jiuzhaigou – was ihr wissen müsst

Die Anreise aus Deutschland erfordert etwas Planung. Am einfachsten fliegt ihr nach Chengdu, die pulsierende Hauptstadt Sichuans. Von dort sind es etwa 490 Kilometer zum Park. „Nehmt für die neunstündige Busfahrt unbedingt Höhenkrankheit-Tabletten mit“, rät Marco Weber, ein deutscher Reiseblogger, der die Region mehrfach bereist hat. Alternative: Ein Inlandsflug zum Jiuzhaigou-Huanglong Airport verkürzt die Fahrtzeit zum Park auf zwei Stunden.

Die verborgenen Ecken, die kein Reiseführer kennt

Abseits der Hauptpfade entdeckt ihr versteckte Schätze wie den Panda Lake, der trotz seines Namens selten von den scheuen Bären besucht wird, dafür aber eine unglaubliche Stille bietet. In den umliegenden tibetischen Dörfern könnt ihr authentische Begegnungen erleben. Eine lokale Legende erzählt, dass sieben Feen aus dem Himmel hier badeten und von der Schönheit so verzaubert waren, dass sie nie zurückkehrten. Chinas versteckte Naturgeheimnisse bieten ähnliche magische Erfahrungen.

Die tibetische Küche – würzige Überraschungen am Berg

Die lokale Küche kombiniert die berühmte Schärfe Sichuans mit tibetischen Traditionen. Probiert unbedingt die Yak-Butter-Maultaschen und den würzigen Reis-Schnaps, der an kalten Abenden von innen wärmt. „Die Mischung aus scharfem Sichuan-Pfeffer und tibetischen Kräutern ist einzigartig“, erklärt Köchin Lhamo Drolma aus einem der Bergdörfer. Lokale Küche und Kultur bereichern jedes Reiseerlebnis enorm.

Die Tierwelt – auf den Spuren des Großen Pandas

Während eurer Wanderungen könnt ihr mit etwas Glück seltene Tierarten wie den Großen Panda oder Goldstumpfnasen-Affen beobachten. „Die frühen Morgenstunden bieten die besten Chancen für Tierbeobachtungen“, verrät Naturführer Chen Xing. Tiere ohne Angst vor Menschen sind hier zwar nicht zu finden, aber die Biodiversität ist beeindruckend.

Praktisches für deutsche Reisende

Nehmt euch mindestens drei Tage Zeit für den Park. Die Eintrittskarte kostet etwa 300 CNY (circa 38 Euro) und kann online vorab gebucht werden. Naturpark mit neuem Reservierungssystem hilft euch bei der Planung. Im Park selbst bewegt ihr euch mit umweltfreundlichen Shuttlebussen fort – Privatfahrzeuge sind nicht erlaubt.

Ein letzter Tipp von Herzen

Seid zeitig unterwegs! Vor 9 Uhr morgens und nach 16 Uhr sind die Besuchermassen deutlich geringer. Fotografen sollten unbedingt zur „goldenen Stunde“ am späten Nachmittag den Reed Lake besuchen, wenn das Licht die Wasserfläche in flüssiges Gold verwandelt. Jiuzhaigou ist jener seltene Ort auf unserer Erde, der nicht nur fotografiert, sondern mit allen Sinnen erlebt werden will – ein Naturwunder, das selbst die kühnsten Erwartungen übertrifft.